Diese Kritik muss leider mit einer Publikumsschelte beginnen: Der Applaus, der auf das erste Stück der neuen Aufnahme von Bänz Oester & The Rainmakers folgt, ist in seiner Zurückhaltung absolut unangemessen. Schließlich hat das schweizerisch-spanisch-südafrikanische Quartett um den Berner Kontrabassisten Bänz Oester da gerade mit „Jaipur“ ein zehnminütiges Feuerwerk nach allen Regeln der Jazzmoderne abgebrannt – mit unglaublich intensiven Soli von Pianist Afrika Mkhize und erhebend eruptiven Saxofonäußerungen von Javier Vercher.
Das an den John Coltrane aus der ersten Hälfte der 1960er Jahre gemahnende Stück macht jedenfalls sehr gut deutlich, weshalb die Alben des europäisch-afrikanischen Viererbunds bislang allesamt Live-Einspielungen waren: Oester, Vercher, Mkhize und sein südafrikanischer Landsmann Ayanda Sikade an den Drums können ihre gemeinsame Energie am besten in der freien Wildbahn auf der Bühne entfalten.
„Gratitude“ liefert dafür viele gute Belege. Etwa „Doina/My Love For You“, die knapp 16-minütige Kombination aus einer traditionellen rumänischen Melodie und einem Stück von Pianist Mkhize (übrigens der letzte musikalische Leiter der großen Miriam Makeba). Hier kann das Quartett seine ganze Stärke ausspielen, die darin liegt, lange Erregungsbögen auf der Basis kompakter rhythmischer Strukturen zu spannen.
Dass Oester und seine Regenmacher durchaus einen Sinn für Spielformen jenseits des spirituell angehauchten Postbop haben, zeigen sie mit einer geradezu altmeisterlichen Ballade wie „Gaba“ oder der „Ode To Keith“, die sich vor Keith Jarretts Vermengung von Gospelhymnik und den Volksliedern des Mittleren Westens verneigt. Da kann man schon mal begeistert klatschen.

Josef Engels, 30.09.2023

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