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N° 1355
27.04. - 08.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Chroma

Emma Rawicz

ACT/Edel 1099732AC1
(43 Min., 6/2022)

Die junge britische Saxofonistin Emma Rawicz hat etwas, das sie mit Duke Ellington, Franz Liszt oder Jean Sibelius verbindet: Sie sieht Farben, wenn sie Musik hört. Diese sogenannte Chromästhesie macht sich die 21-Jährige, die derzeit als eines der größten Jazz-Talente von der Insel gilt, für ihre zweite Einspielung zunutze: Bis auf eine Ausnahme hat sich die Nachfahrin polnischer Einwanderer bei den Kompositionen auf „Chroma“ allesamt von speziellen Farbtönen inspirieren lassen.
Mit „Phlox“, einem „unangenehmen Rosa“ (Rawicz), geht es dezidiert anti-Barbie-mäßig los: Die hervorragend besetzte Band um die hier auch zur Bassklarinette greifende Tenorsaxofonistin lässt sich mit unglaublich viel Biss auf die jazzrockige Energie der Nummer ein – E-Gitarrist Ant Law liefert sich mit Rawicz feurige Improvisationsduelle, während Ivo Neame das Klavier in seinem Hochdruck-Solo handhabt wie ein Graffiti-Sprayer.
Es ist ausgesprochen beeindruckend, wie souverän die Bandleaderin schon in diesen jungen Jahren über die verschiedensten Farbabstufungen in ihrem Spiel verfügt. Denn Rawicz kann nicht nur virtuos grelle Salven mit behänden Sprüngen in den Diskant abfeuern wie in „Phlox“ oder „Falu“, sondern hat auch immer wieder die Ruhe weg für feinere Pinselstriche. Das zeigt sich sehr gut in den drei über das Album verteilten Versionen einer mit dem Namen „Xanadu“ versehenen Tonkette, die man sich übrigens als grau-grün vorstellen muss: Rawicz interpretiert die gleiche Melodie mal zärtlich-spirituell, mal sirrend wie eine wütende Hornisse, mal kühl-stakkatohaft wie ein robuster Club-Türsteher.
Am feinsten agiert die Britin freilich in dem einzigen Stück auf „Chroma“, das nichts mit Farben zu tun hat: Auf „Middle Ground“ erweist sich Rawicz an der Seite der nonverbalen Gesangslinien von Immy Churchill als gefühlvolle Atmosphäreninterpretin. Es ist nicht vermessen, ihr eine rosige Zukunft zu prognostizieren.

Josef Engels, 09.09.2023


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