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N° 1355
27.04. - 05.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Songs From A Social Distance

Teitur, Aarhus Jazz Orchestra

Stunt/in-akustik 03723032
(46 Min., 2/2021)

Dass das Aarhus Jazz Orchestra seinen Blick gerne über den engen Jazztellerrand hinaus schweifen lässt, beweist es mit „Songs From A Social Distance“. Da trifft die Big Band von der Ostküste Dänemarks auf ein absolutes Unikum der internationalen Pop-Szene, den von den Faröer-Inseln stammenden Songwriter Teitur.
Dieser hat einen Liederzyklus auf der Grundlage einer E-Mail-Korrespondenz mit dem US-Autor Roy Freirich komponiert, die ihren Anfang während der Corona-Pandemie nahm. Die Stücke handeln von vermeintlich banalen Alltagssituationen wie einem vergessenen Passwort, vergeblichen Einfädelmanövern im Straßenverkehr oder dem Ausfüllen eines Formulars, werden aber sprachlich so geschickt kondensiert, dass sie oftmals zu Chiffren von etwas Größerem werden.
Ähnlich verschroben sind die Arrangements, die das Jazz Orchestra bei der Aufnahme im Dom zu Aarhus auf den Notenpulten liegen hatte – oftmals klingt alles wie in Watte gepackt oder in einen mächtigen Fjord hineingerufen. Die Bläser kommen als betäubende Klangwolke oder als herunterrieselnde Flocken daher, während die Rhythmusgruppe pumpt wie ein aufgeregtes Herz.
Die Zeitlupen-Verlangsamung des Lebens bei gleichzeitiger ständiger Beunruhigung während der Corona-Zeit wird damit genauso treffend zum Ausdruck gebracht wie die Absurditäten. „I Touched My Face“ etwa, in dem voller Ängstlichkeit darüber sinniert wird, welche Folgen das Anfassen des eigenen Gesichts haben kann, wird von tänzelnden Saxofonen und einer antreibenden Single-Note-Gitarre begleitet. Sind es vorbeischwebende Viren oder die Aufforderung, sich mal ein wenig lockerer zu machen?
Sicherlich handelt es sich bei Teitur nicht um einen klassischen Jazzsänger mit einer durchdringenden und in allen Lagen sicheren Stimme. Aber gerade diese Verletzlichkeit ist es, die die von den Instrumentalisten auch solistisch punktgenau umgesetzten Stücke des skandinavischen Neurosen-Kavaliers so stimmig macht. Mit jedem erneuten Hören kommen einem die „Songs From A Social Distance“ ein Stückchen näher und nisten sich im Kopf ein. Viral, aber gut.

Josef Engels, 05.08.2023


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