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N° 1356
04. - 10.05.2024

nächste Aktualisierung
am 11.05.2024



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Other Doors

Soft Machine

Do Yourself A Double Records/Bertus DY32
(57 Min., 2022)

Hör zu. Schwing mit. Lass dich einfangen. Lass dich treiben. Ein Keyboard-Drone, eine Flöte, die sich in Dialoge mit einer Elektrogitarre begibt, eine Wellenbewegung vom Keyboard, einige Akkorde: Klänge wie im Opener „Careless Eyes“ versetzten Ende der 1960er, also in Hippie-Hoch-Zeiten, in verträumte Gefilde. So die Erinnerung. Sie täuscht, denn damals, vor 55 Jahren, brachten der Keyboarder Mike Ratledge, der Gitarrist Daevid Allen, der E-Bassist Kevin Ayers (Bass) und der Schlagzeuger und Sänger Robert Wyatt mit ihren ersten zwei Alben vor allem eine rumpelnde Alternative zu den chartgängigen Songs in die Popmusik, bevor sie mit dem dritten, schlicht „Third“ benannten, eine Fusion von Rock und Jazz andeuteten.
Die aktuelle LP der Soft Machine, eingespielt von den Veteranen John Marshall (1941, Schlagzeug, seit 1971 Mitglied) und John Etheridge (1948, Gitarre, seit 1976 Mitglied), Theo Travis (1964, Saxofon, Flöte, Keyboards, seit 2006 Mitglied) und dem Band-Neuling Fred Thelonious Baker (1960), knüpft mit federndem, unbeschwertem Rockjazz an spätere Phasen an, in denen auch Barbara Thompsons Paraphernalia oder Ian Carrs Nucleus ein Gefühl von Freiheit, von Schwerelosigkeit, vom Anderssein unterstützten.
Ein Griff ins Plattenregal zum 1968 veröffentlichten Debüt „The Soft Machine“ verdeutlicht die Entwicklung. Damals hatte der Song „Joy Of A Toy“ Ecken und Kanten. In der Neufassung von 2022 klingt er trotz eines fast identischen Grundarrangements glatter und verspielter als einst. Auch „Penny Hitch“, 1973 auf „Seven“ veröffentlicht, wirkt in der Einspielung von 2022 eleganter und ist um ein Gitarrensolo bereichert.
Das Vergnügen am Album „Other Doors“ leidet darunter nicht. Noch einmal kann man den Schlagzeuger John Marshall hören – mit 81 Jahren beendete er kurz nach dem Studiogig seine Karriere. Eleganter Rockjazz, gefühlvolle Saxofon- und Gitarrensoli, angenehme Arrangements sorgen für Wohlgefühl. Titel wie „Careless Eyes“ oder „The Visitor At The Window“ verführen gar zu meditativer und nostalgischer Seligkeit. Mit den Spielautomatensounds von „Maybe Never“ enthält das Album gar eine Rock-Minimalismus-Nummer. In der Summe öffnet es zwar keine neuen Türen. Wohl bietet es die veredelte Quintessenz aus 55 Jahren Bandgeschichte.

Werner Stiefele, 05.08.2023


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