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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Johann Ernst Bach

Sechs Sonaten für das Clavier und eine Violine

Claudia Mende, Gerd Amelung

Querstand/Klassik Center Kassel VKJK2306
(74 Min., 9/2022)

Dass die Familie Bach nicht nur einen bedeutsamen Anteil am frühbarocken Repertoire hat, sondern auch eine wichtige Rolle im Übergang von der barocken zur klassischen Stilistik spielt, wird normalerweise am Schaffen der Söhne J.S. Bachs verdeutlicht. Aber auch hier, so zeigt uns die Musik dieses Albums, fließt der Traditionsstrom breiter als gedacht: Johann Ernst Bach (1722-1777) gehört zur Generation der Bach-Söhne, aber sein Verwandtschaftsverhältnis zu Johann Sebastian lässt sich nicht benennen. Er stammt aus der Erfurter Linie, und sein Vater Johann Bernhard war JSBs Cousin zweiten Grades. Dennoch hat der große Alte auch bei Johann Ernst ein wenig seine Finger im Spiel: Ab 1737 besuchte er die Thomasschule und stand damit zwangsläufig unter dem Einfluss des dort regierenden Verwandten.
Genau wie die meisten der Bach-Söhne hat Johann Ernst dennoch eine eigene Stilistik entwickelt, die man gewöhnlich der „Empfindsamkeit“ zurechnet: Die hier präsentierten „Sechs Sonaten für das Clavier und eine Violine“ sind auf dem Weg von einer traditionell basierten Affekthaftigkeit der Musik hin zu einer individuelleren Ausdrucksvielfalt ein großes Stück weit vorangeschritten. Hinter dem spieltechnisch wie strukturell nicht allzu komplizierten Satz verbirgt sich eine Fülle neuartiger, kreativer melodischer Gesten, die Harmonik ist effektvoll und beschreitet bisweilen überraschende Wege. Bei alledem trumpft diese Musik aber niemals auf, es sind keine harten Brüche oder zerrissenen Gefühlslandschaften zu hören wie so oft in der Kammermusik von Carl Philipp. Nein, Johann Ernst setzt offenbar auf eine homogene, wohlausgewogene Gesamtgestalt als „Hülle“ für die vielen expressiven Details, die seine Musik für die Hörerschaft so kurzweilig machen.
Claudia Mende und Gerd Amelung zelebrieren die Stücke mit liebevoller Zugewandtheit zu dieser reizvollen Stilistik. Amelung spielt einen Hammerflügel, der einem originalen Silbermann-Instrument nachgebaut ist, Claudia Mende verwendet eine Gennaro-Gagliano-Kopie. Was diese wundervollen Instrumente an klanglichen Reizen bieten, muss man sich hörend ein wenig erarbeiten, denn aufnahmetechnisch wurde ein sehr „puristischer“ Weg beschritten, der ohne künstliches Finish den Weg frei macht für das direkte Hörerlebnis eines nicht sehr großen, wenig halligen Raumes – Kammer-Musik eben, so wie sie seinerzeit geklungen haben mag.

Michael Wersin, 29.07.2023


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