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N° 1355
27.04. - 05.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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The Omnichord Real Book

Meshell Ndegeocello

Blue Note/Universal 4896894
(72 Min., k.A.)

Die Beispiele von Drummer Joe Chambers oder Organist Ronnie Foster zeigen: Blue-Note-Chef Don Was hat es sich neben der Entwicklung von jungen Talenten zur Aufgabe gemacht, auch eher in Vergessenheit geratene Größen zu neuer Aufmerksamkeit zu verhelfen. Obwohl die 1968 geborene Meshell Ndegeocello noch vergleichsweise jung ist und in den vergangenen Jahren auch stets mit Aufnahmen und Konzerten präsent war, fühlt sich ihr Blue-Note-Debüt wie ein Comeback an.
Das liegt zum einen an der großen Zahl an Gaststars wie Pianist Jason Moran, Trompeter Ambrose Akinmusire, Gitarrist Jeff Parker, Harfenistin Brandee Younger oder Schlagzeuger Mark Guiliana. Und zum anderen an der Rückkehr zu gleichermaßen strukturierten wie unorthodoxen Songformen, mit der die E-Bassistin und Sängerin vor exakt 30 Jahren ihren Album-Erstling „Plantation Lullabies“ zu einer ungemein einflussreichen Einspielung werden ließ.
Wenn man nun Ndegeocellos charakteristischen Sprechgesang vernimmt, wird deutlich, wie weit ihr Einfluss reicht. Diese Verbindung aus biblischen Bildern und die Auseinandersetzung mit repressiver Sexualmoral, Alltagsrassismus und Selbstzweifeln, die hypnotisch zum Swingen gebracht wird, wurde zuletzt beispielsweise von Moor Mother aufgenommen und fortgeführt.
Ausgehend vom Real-Book-Leitgedanken der Einspielung, wonach alle möglichen Arten von Musikerinnen und Musiker gemeinsame Sache machen, erweist sich „The Omnichord Real Book“ als stilistisch weitgefächerte Angelegenheit mit einem gewissen Jam-Charakter. Da stehen folkig-poppige Nummern wie „Call The Tune“ oder das an Prince erinnernde „Gatsby“ neben P-Funkigem wie dem fabelhaften „Clear Water“ oder elektronischen Afrobeat-Experimenten („Virgo“). Der Album-Höhepunkt „The 5th Dimension“ vermischt dann Dream Pop mit Daft-Punk-Vocodern und Jazzekstase (in Person von Saxofonist Josh Johnson und Schlagzeug-Kraftwerk Abe Rounds). „Past, present, future“ wiederholt Ndegeocello da mantramäßig. Sie beweist mit „The Omnichord Real Book“, dass sie nach wie vor zugleich in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft daheim ist.

Josef Engels, 15.07.2023


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