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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach

Father and Son (Englische Suite Nr. 2 u.a./ Sonaten, Rondos, Fantasien u.a.)

Einav Yarden

Challenge/Bertus CC72952
(76 Min., 11/2022)

Johann Sebastian Bachs zweitältester Sohn Carl Philipp Emanuel, der zu Lebzeiten bekannter war als sein Vater, zählt noch immer zu den unterschätzten Pionieren der hochkreativen Umbruchszeit zwischen Barock und Klassik – und dies trotz der zuletzt durch den Historismus geleisteten Aufklärungsarbeit. Der „Hamburger“ Bach galt nicht nur als führender „Clavierspieler“ seiner Zeit, sondern als einer der innovativsten Komponisten für die damaligen Tasteninstrumente Cembalo und Fortepiano, mit enormem Einfluss auf die späteren Wiener Klassiker. Auf ihrem neuen Album konfrontiert die israelische Pianistin Einav Yarden zwei bekannte Klavierwerke J.S. Bachs mit einer frappanten Auswahl von meist unbekannten Arbeiten des rebellischen Sohnes, sodass der stilistische Bruch zwischen den intakten Strukturen des Vaters und den disruptiven Ideen des „Barock-Terminators“ Carl Philipp Emanuel hier spektakulär zutage tritt: Die vormalige Leon-Fleisher-Schülerin Yarden verwendet hierzu einen fantastisch getunten neuen Flügel von Chris Maene, dessen parallele Saitenführung die radikale Klarheit ihres Spiels positiv verstärkt, sodass man die extremen dynamischen und emotionalen Kontraste und den diskontinuierlichen Verlauf von C.P.E. Bachs Musik in hautnaher Prägnanz erlebt. So gelingt es ihr auch, den intellektuellen Witz und die ständigen Überraschungen dieser kühn in die Zukunft blickenden Musik tiefenscharf auszuleuchten, so dass man sich nur wundert über Bachs experimentelle Radikalität und sich fragt, warum so viele Pianisten diesen genialischen musikalischen Extremisten links liegenlassen. Doch verschont Einav Yarden auch den Vater nicht vor ihrer entfesselten Spielfreude: So frisch, so frech, so quicklebendig-motorisch hat man dessen zweite Englische Suite selten vernommen, und so frei improvisiert klang auch die Chromatische Fantasie noch nie. Bei ihr klingt eben auch der Vater Bach so lebendig und aktuell, als wirkte er unter uns, als könnte man ihn live im „Café Zimmermann“ bestaunen.

Attila Csampai, 17.06.2023


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