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N° 1356
04. - 10.05.2024

nächste Aktualisierung
am 11.05.2024



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Turbulence and Pulse

Asher Gamedze

International Anthem-Indigo/375 Media 05243182
(89 Min., 5/2021)

Seine Doppelbegabung als Schlagzeuger und Geschichtsphilosoph stellt Asher Gamedze gleich zu Beginn seiner zweiten Einspielung unter Beweis: Da sinniert der Südafrikaner im Auftakt „Turbulence’s Pulse“ zu einem schweren Hip-Hop-Beat über die Analogien der Zeitwahrnehmung in musikalischen und politischen Kontexten. Um zu dem Schluss zu kommen, dass eine Gesellschaft über ähnliche Gestaltungsmöglichkeiten bei der Beeinflussung des Pulses der Geschichte verfügt wie ein Musikensemble.
Was passiert, wenn mehrere Individuen mit einem unterschiedlichen Zeitempfinden gemeinsame Sache machen, demonstriert Gamedze mit Trompeter Robin Fassie, Tenorsaxofonist Buddy Wells und Kontrabassist Thembinkosi Mavimbela auf intensive Weise. „Turbulence and Pulse“ wirkt dabei in dem losen Zusammenspiel von Trompete und Saxofon und seinem Verzicht auf ein einengendes Harmonieinstrument wie eine aktualisierte Version von Ornette Colemans „The Shape Of Jazz To Come“. Mavimbelas erdenschwer in den Vordergrund gemischte Bass-Ostinati und Gamedzes swingendes Drumspiel mit seiner beständigen schellenraschelnden Grundierung versetzen die Zuhörenden in eine Art Wachtraum.
Da fließen dann Reminiszenzen an die US-amerikanischen Improvisations-Freigeister der frühen 1960er Jahre, die launige Interpretation des Afrikaans-Volkslieds „Daar kom die Alibama“, die Verbeugung vor der südafrikanischen Modern-Creative-Größe Zim Ngqawana sowie eine zappaeske Gesangsnummer (mit Julian ,Deacon‘ Otis am Mikrofon) auf gleichermaßen logische wie surreale Weise zusammen.
Wer nicht streamt, sondern die LP-, CD- oder Downloadversion des Albums ersteht, wird mit einem Bonus belohnt: mit dem Mitschnitt eines Konzerts, das Gamedze im Dezember 2020 auf einem Dach in Kairo gab. Da ist zu hören, wie der Schlagzeuger mit seinem „Another Time Ensemble“ um den klanglich höchst unorthodoxen Gitarristen Cherif El-Masri die zuvor mit seiner akustischen Formation präsentierten Stücke noch einmal ganz neu denkt. Da wird die Zeit gewissermaßen auf den Kopf gestellt.

Josef Engels, 10.06.2023


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