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N° 1356
04. - 10.05.2024

nächste Aktualisierung
am 11.05.2024



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It’s Always Now

Ralph Alessi Quartet

ECM/Universal 4883263
(59 Min., 6/2021)

Es sind keine Morsezeichen. Wohl aber stößt Ralph Alessi in „Hypnagogic“ mit verzerrtem Ton so knapp und rhythmisch in seine Trompete, dass sich diese Assoziation aufdrängt. Der Pianist Florian Weber unterlegt ihm einen Wellenteppich, über dem die Trompetenklänge länger werden, sich zu Melodien fügen und durch Playback eine zweite Dimension gewinnen. Diese faszinierende Eröffnungsnummer lässt ahnen: Auf diesem Album geschieht etwas Ungewöhnliches – und das mit einem enormen Sinn für Freiheit, Experiment und innere Harmonie.
In „Old Baby“ setzt sich diese eigenartige Stimmung fort. Auch als sich im dritten Stück „Migratory Party“ der Schlagzeuger Gerry Hemingway und der Kontrabassist Bänz Oester zu dem Duo gesellen, bleibt der Trompeter seiner Vorliebe für den virtuos angefransten, rauen Klang und eine schubhafte Entwicklung treu. Im verschlungenen „Everything Mirrors Everything“ scheint sich das Geschehen in Ellipsen zu drehen. Etwas hippelig wirken andere Titel, darunter „His Hopes, His Fears, His Tears“. Selbst die Ballade „Diagonal Lady“ findet durch rhythmische Spannungen nie zur sentimentalen Ruhe.
Alessis Ausdrucksskala reicht von impulsiven Linien und quietschenden, fast flötenartigen Trompetentönen bis zu luftigen Atemströmen und gleitenden Bewegungen. Im Titelstück „It’s Always Now“ ergänzt Weber diese Vielfalt mit isolierten Tupfern und teilweise gedämpften Klaviersaiten zur mystischen Klangwelt. In die Malerei übertragen, würde dies bedeuten: Im Konzept dieses Quartetts begegnen sich filigrane Pointilisten, akustische Action-Painter und in allen Handwerkstechniken erfahrene Lasurmaler. So widersprüchlich dies erscheint: Dieses Herangehen überzeugt.

Werner Stiefele, 15.04.2023


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