Was tun, wenn einen die zur Eindämmung der Corona-Pandemie getroffenen Schutzmaßnahmen daran hindern, wie gewohnt vor Publikum aufzutreten? Resignieren? Trauern? Den Mut sinken lassen? Der Pianist Martin Tingvall reagierte anders. Er zog sich im März 2020 nach einer Amerikareise in sein Haus in Südschweden zurück und ließ sich neue Themen einfallen. Die verdichtete er zu dreizehn Stücken, die er ohne die gewohnten Partner seines Trios am Flügel einspielte. Sie klingen, wie es seine Fans von ihm gewohnt sind, insgesamt eher heiter und freundlich als traurig oder gar resignativ.
Wer mag, kann die verspielten Melodie des Titelstücks „When Light Returns“ auf den Lauf der Sonne beziehen: Nach dem dunklen Winter dauert es im März immerhin von der Morgen- bis zur Abenddämmerung zwölf Stunden. Das Motiv von „Hide And Seek“ wirkt wie ein vertonter Kinderreim, und der „Little Star“ funkelt hell zwischen Schäfchenwolken und Baumwipfeln. Besinnliche Frühlingsgefühle, ein kreisendes Thema mit einem aufblitzenden hellen Strahl als akustische Darstellung eines Leuchtturms oder die sanften Bewegungen von Halmen in „Yellow Fields“, „Clear Sky“, „Dancing Trees“ oder vergnügt tanzende „Fireflys“, also Glühwürmchen: Die Titel beziehen sich oft auf eine reale Gegebenheit, deren Merkmale Tingvall in Töne übersetzt.
Ein Menuett, ein klangmalerischer Spiegel der vorbeihuschenden Reize auf einer monotonen Fahrt über die „Country Road“ ergänzen die Klangreise. Sie endet mit einem sehnsuchtsvollen „Old Friend“ und den schwebenden, von Klavier und Celeste geprägten Klängen von „Flying Carpets“: Das Leben besteht aus Erinnerungen und der Hoffnung auf neue, ungewöhnliche Höhenflüge. Insofern spiegelt auch die gesamte Dramaturgie des Albums „When Light Returns“ den Optimismus auf die Wiederkehr einer unbeschwerten Zeit nach den zur Bekämpfung der Pandemie notwendigen Einschränkungen.
Werner Stiefele, 31.07.2021
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