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N° 1356
04. - 10.05.2024

nächste Aktualisierung
am 11.05.2024



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Pjotr Tschaikowski

Sinfonien Nr. 2 und 4

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi

Alpha/Note 1 ALP735
(76 Min., 10/2019, 1/2020)

Warum beginnt Paavo Järvi seine Ära beim Tonhalle-Orchester mit Tschaikowski? Weil man „bei großen Baustellen früh genug anfangen“ muss. (So Järvi gegenüber RONDO.) Handlungsbedarf sieht er im Gefühls-Departement. Er will es leidenschaftlicher. Für Insider ausgedrückt: Weg vom Eiszapfen Jewgeni Mrawinski! Hin zum Bühnen-Weinkrampf des Leonard Bernstein ... Oder fast. Wer dies im Kopf hat, wundert sich über die auffälligste Qualität beim zweiten Schwung des Zyklus: Leichtgängigkeit, Süffigkeit, Saft.
Die Vierte, ein absolutes Hauptwerk, trieft zwar nicht; ist aber frisch geölt und läuft demzufolge wie geschmiert. Das ist ein hohes Lob, vereinigt Järvi doch Weitblick, ja Hellsicht mit einer gewissen Freude am guten Wetter. Man genießt erzählerischen Schwung und eine Fortschrittsfrische, die selbst einem Melancholiker wie Tschaikowski nicht ganz fremd war. Schwarzseherei oder Weltschmerz sucht man vergebens.
In der „Kleinrussischen“, also der 2. Sinfonie, löst Järvi sogar dermaßen die Bremsen, dass man in Scherzo und Finale fast schon bei Richard Strauss’ Tondichtungen angekommen zu sein scheint – so sanguinisch-spielfreudig integriert sich Tschaikowski in den russischen Salon. (Und da ist ja auch tatsächlich etwas Wahres dran.) Die Tempi sind nicht rascher (eher im Gegenteil) als in den strikten Modell-Interpretationen Mrawinskis. Nur wurde Ballast abgeworfen. Das Tonhalle Orchester mag vielleicht noch nicht (wieder) über ein so reichhaltiges Farbspektrum verfügen wie andere Spitzenorchester. Ein heller Filter liegt über allem. Doch man darf sagen: Das ist endlich mal etwas Neues.

Robert Fraunholzer, 10.04.2021


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