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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

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Kronjuwelen

Schätze für den Plattenschrank

Niederknien zum Neunzigsten

„Full-blooded“, also: vollblütig, so wollte die große Mezzo-Sopranistin Janet Baker singen. Sie sah sich damit in erklärtem Gegensatz zur britischen Tradition, deren superiorer Ausdruck sie doch ist. Kürzlich feierte sie ihren 90. Geburtstag; aus diesem Grunde widmete man der überragenden Stilistin diese 21 CDs umfassende „Celebration“. Da die Universal jüngst auch den Hyperion-Katalog hinzugekauft hat, sind – neben den Erträgen bei Decca, Philips und Deutscher Grammophon – auch spätere Lied- und Oratorien-Aufnahmen mit dabei, insgesamt aus der Zeit von 1961 bis 1988. Das Ergebnis ist noch umfangreicher als die Summe der „Great Recordings“, die vor zehn Jahren bei Warner erschien (aus EMI-Beständen). Diesmal hat man die Original-Cover reproduziert, die oftmals seit Jahrzehnten verschollen waren. Auch kleine Querschnitte aus Mozart-Opern unter Sir Colin Davis sind in der Sammlung abgebildet.
Etliches, etwa die Egmont-Ausschnitte unter Raymond Leppard oder Purcells „Dido and Aeneas“ mit Peter Pears, ebenso Bernard Haitinks „Lied von der Erde“ (mit James King), war ewig vergriffen. Raritäten wie Werner Egks „La tentation de Saint Antoine“ (unter Leitung des Komponisten) hatte man kaum noch auf dem Schirm. Vieles erkennt man kaum wieder, zum Beispiel die mit der originalen Turmfrisur der Baker ‚becoverten‘ Händel-Arien unter Leppard.
Man könnte annehmen, dass über etliches, besonders Barockes, die Zeit hinweggegangen ist. Fällt aber kaum ins Gewicht. Denn diese Sängerin verfügte von sich aus über ein gewisses, sehr reizvolles ‚Sepia-Timbre‘, außerdem über seltenste Bitterstoffe in der Stimme. Das hat es niemals wieder gegeben. Mag sein, dass das Hauptwerk der Sängerin bei der Konkurrenz liegt. Dennoch: Was wir hier hören, ist zum Niederknien.

„Janet Baker – A Celebration“

Jane Baker u.a.

21 CDs, Decca/Universal

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Guido Fischer, 04.11.2023, RONDO Ausgabe 5 / 2023



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