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27.04. - 03.05.2024

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am 04.05.2024



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Musik als Teil des gesellschaftlichen Dialogs: Das Adelphi Quartet © Roland Unger

Adelphi Quartet:

Vier „Brüder“ im Geiste

Dieses pan-europäische Quartett gehört zu den führenden Streichquartetten unserer Zeit und bringt ein Faible für Zeitgenössisches mit.

Ein wahrhaft europäisches Projekt ist das Adelphi Quartet , vereint es doch Musiker aus vier verschiedenen Ländern Europas. Der Primgeiger Maxime Michaluk stammt aus Belgien, Esther Agustí Matabosch, seine Kollegin an der zweiten Violine, aus Spanien, der Bratschist Adam Newman ist Engländer und Nepomuk Braun am Cello kommt aus deutschen Landen. Das Streichquartett gründete sich 2017, es studierte sowohl bei Rainer Schmidt wie auch dem ganzen Hagen Quartett am Mozarteum in Salzburg und erhielt zusätzlich wertvolle Unterstützung von György Kurtág, Eberhard Feltz und Valentin Erben. Im Namen des Ensembles drückt sich die brüderliche Verbundenheit zwischen den Musikern aus, denn das altgriechische Wort Adelphi bedeutet „Brüder“.
Die Fachkritik ist bereits voller Anerkennung. So hob Friedrich-Karl Bruhns von der „Süddeutschen Zeitung“ die „ansteckende Spielfreude“ der jungen Musiker hervor und äußerte sich zusätzlich lobend über den „bewusst sparsamen Einsatz des feinen Vibratos“, wodurch „das Ensemble dem wunderbar homogenen, durchweg transparenten Klang das ideale Maß an Tonfülle und Substanz“ mitgebe. Und sein Kollege Volker Camehn vom „Münchner Merkur“ äußerte sich anerkennend über die gelungene Verbindung von Virtuosität, Gefühl und Ausdruck im Spiel der vier Streicher.
Diese Einschätzungen sprechen für den beeindruckenden Werdegangs des Quartetts, und auch mehrere bedeutende Wettbewerbserfolge kann es für sich bereits ins Feld führen. So wurde es 2020 mit dem ersten Preis beim renommierten Wettbewerb der Irene Steels-Wilsing Stiftung im Rahmen des Streichquartettfests des „Heidelberger Frühling“ ausgezeichnet, und 2021 wurde es gleich mehrfacher Preisträger beim renommierten Internationalen Wettbewerb „Premio Paolo Borciani“ im italienischen Reggio Emilia. Auch bei der Wigmore Hall International String Quartet Competition im April 2022 wurde das junge Quartett mit dem 2. Preis und einem Sonderpreis der Esterházy Stiftung ausgezeichnet.
Bereits zu Beginn des vergangenen Jahres gab das Quartett dann auch sein Debüt in der Wigmore Hall, weitere folgten in der Fundación Juan March in Madrid, bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern sowie beim britischen Aldeburgh Festival, wo das Quartett mit „Painting Secrets“ ein neues Werk der Londoner Komponistin Bushra El-Turk uraufführte. Weitere Konzert-Highlights bildeten Auftritte bei den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker, den Musiktagen Mondsee, beim Festival de Quatuor „Voix Intimes“ in Tournai (Belgien), in der Pariser Philharmonie, der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg sowie das Debüt und die Wiedereinladung beim Streichquartettfest des Heidelberger Frühlings.
Des Weiteren führte das Quartett Schuberts großes C-Dur-Streichquintett mit Valentin Erben, dem Cellisten des Alban-Berg-Quartetts auf, außerdem gaben die Adelphis im Rahmen eines Workshops der Jeunesses Musicales Deutschland ihre eigenen Erfahrungen an junge Komponisten weiter.
In der Saison 2022/23 traten sie erneut in der Wigmore Hall auf und gaben unter anderem Konzerte im Schloss Esterhazy, in der Elbphilharmonie Hamburg, in der Berliner Philharmonie, im Staatstheater Darmstadt und im Flagey in Brüssel sowie beim Queille Festival in Frankreich. Außerdem wurden Aufzeichnungen durch den SWR getätigt.
Nach seinem Erfolg bei den International Auditions des Young Classical Artists Trust (YCAT) wird das Adelphi Quartet seit Juni 2021 als YCAT Artist unterstützt. Es wurde außerdem als erster YCAT „Hans Keller Artist“ ausgewählt, weshalb das Ensemble die Möglichkeit erhielt, das Werk „Saffron Dusk“ von Bushra El-Turk uraufzuführen und aufzunehmen. Das Stück ist den Opfern der tragischen Explosion im libanesischen Beirut gewidmet, die sich am 4. August 2020 ereignete. In solchen Projekten zeigen die vier Musiker weitere Facetten ihres Könnens und machen klar, dass sie Musik auch als Teil des gesellschaftlichen Dialogs jenseits musikalischer Unterhaltung verstehen. Jetzt fehlt nur noch eine Debüt-CD, doch die dürfte nicht mehr lang auf sich warten lassen. Wir dürfen gespannt sein.

Mario-Felix Vogt, 16.09.2023, Online-Artikel



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