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Leonard Bernstein (1918-1990) war nicht nur der erste in den USA geborene Dirigent von Weltrang, sondern neben Herbert von Karajan der berühmteste Dirigent seiner Zeit, eine Art Superstar des Taktstocks. Vor allem für das amerikanische Publikum der Nachkriegszeit war er der wichtigste Vermittler von klassischer Musik, dessen Charisma das Publikum weltweit begeisterte. Die ersten beiden Jahrzehnte seiner Karriere, als „Lenny“ mit dem New York Philharmonic über 450 Werke für Columbia einspielte, also von 1956 bis 1976, hat Sony jetzt in einem prächtigen Bildband mit mehreren hundert S/W-Fotos des legendären US-Fotografen Don Hunstein festgehalten, und so Bernsteins künstlerische Arbeit im Studio und im Konzert auch optisch umfassend dokumentiert. Das teilweise zuvor unveröffentlichte Bildmaterial gewährt realistische Einblicke in die ganz besondere, prickelnde Arbeitsatmosphäre jener „analogen“ Glanzjahre der Stereofonie, in der jede neue LP wie ein Manifest des Unerhörten bejubelt wurde. Zugleich erlebt man Bernsteins auratische Persönlichkeit in hautnahen Snapshots oder mit anderen Größen wie Dmitri Schostakowitsch, Aaron Copland, Rudolf Serkin oder Glenn Gould. In den Buchdeckeln befinden sich zwölf CDs mit einem klingenden Querschnitt seiner New Yorker Jahre und Orchesterwerken von mehr als 20 Komponisten, dazu die komplette Dritte von Mahler und das berühmte, extrem langsame Adagietto aus der Fünften. Zwei Scheiben widmen sich dem Komponisten und dem Pianisten Bernstein. Die eigentliche Sensation ist aber die höchst eindrucksvolle Bild-Chronik – eine Zeitreise von hoher Authentizität.
Attila Csampai, 23.09.2023, RONDO Ausgabe 4 / 2023
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