home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Startseite · Medien · Kronjuwelen

Kronjuwelen

Schätze für den Plattenschrank

Grandseigneur

Er war quasi der Helmut Schmidt unter den Jahrhundertpianisten. Denn Alfred Cortot schien mit der Zigarette auf die Welt gekommen zu sein. Und wie jetzt die Foto-Galerie im Booklet zu der ihm gewidmeten CD-Box beweist, rauchte er nur dann nicht, wenn er im Klavierspiel versank. Nun gibt es bis heute nicht wenige Stimmen, die sich immer noch an Cortots oftmals lockerem Umgang mit dem Notenbild stoßen. Und auch Produzent Rémi Jacobs weist in seiner kleinen Notiz zu den Aufnahmen aus dem Zeitraum von immerhin 40 Jahren (1919–1959) darauf hin, dass Cortot gerade in den späten Jahren und da bei den Beethoven-Sonaten ziemlich oft danebengegriffen hat. Doch was soll’s – wenn selbst in einer einzelnen falschen Note oftmals mehr Poesie, Seele, Gedankentiefe und auch Wagemut mitschwingen als bei jedem noch so superperfekten Pianisten. Der große Franzose, der 1962 im Alter von 84 Jahren verstarb, gilt aber selbstverständlich wegen seiner „richtigen“ Töne als Instanz eines hochromantischen Klavierspiels, bei dem Rubati noch was zu erzählen hatten und emotionale Ausbrüche nicht mit billigem Pathos zu verwechseln waren. Genau das macht denn auch all die nur vom Aufnahmedatum her historischen Einspielungen aus, die Cortot als Bach-, Chopin-, Schumann- und natürlich Beethoven-Interpreten zeigen. Die letzten drei CDs sind schließlich dem Pädagogen gewidmet: 1958 und 1959 entstanden die Mitschnitte von Cortots Meisterklassen in der Pariser École normale de musique.

The Warner Classic Edition

Alfred Cortot

40 CDs, Warner Classics

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.

Guido Fischer, 10.06.2023, RONDO Ausgabe 3 / 2023



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Kronjuwelen

Kronjuwelen

Schätze für den Plattenschrank

Es gibt Musiker, die müssen im Grunde ein zweites Bett in den Aufnahmestudios stehen haben. So […]
zum Artikel

Pasticcio

Print!

Das Leben und da speziell die Computertechnologie schreibt unaufhörlich Geschichten, die sich für […]
zum Artikel

Pasticcio

Muse und Chefin

Es war 1997, als sich ein weiteres, spektakuläres Kapitel im Katalog des französischen Labels […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19-jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Komponiert 1883/84, zwischen der ersten Sinfonie und der „Burleske“ für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen Instrumentalmusik.

Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr


Abo

Top