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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Startseite · Oper & Konzert · Pasticcio

Der Künstler, ganz privat: Giuseppe Verdi im Garten von Giulio Ricordis Villa in der Via Borgonuovo in Mailand, 1892 © Circolo Fotografico Lombardo

Pasticcio

Fotogene Musikgeschichte

Als „eine Kathedrale der Musik, einzigartig in der Welt”, hat einmal der große italienische Neutöner Luciano Berio das Archiv des in Mailand beheimateten Ricordi-Verlags bezeichnet. Und tatsächlich gehört die Sammlung „Archivio Storico Ricordi“ nicht nur zu den umfangreichsten ihrer Art. Die rund 8000 handschriftlichen Partituren, über 10.000 Libretti, rund 15.000 Briefe sowie zahllosen Fotografien, Bühnenbildentwürfe und Drucke spiegeln Musik- und vor allem Operngeschichte wider. Vor 210 Jahren hatte es sich der Musikverleger Giovanni Ricordi zur Aufgabe gemacht, mit einem hauseigenen Archiv die Original-Schätze der italienischen Musik vor dem Zahn der Zeit zu bewahren bzw. für die Nachwelt aufzubewahren. Und weil man immer auch die allererste italienische Opernliga unter Vertrag hatte, all die Rossinis, Verdis und Puccinis, ist das Archiv bis heute eine reiche wie unschätzbar wertvolle Fundgrube für alle musikalischen Forschungszweige.
Mittlerweile hat das Archiv ein deutscher Medienkonzern übernommen, der sich um die angestaubten Dokumente kümmert. Dazu gehört auch die schrittweise Digitalisierung des Foto-Archivs . Rund 6000 Fotos aus zwei Jahrhunderten sollen so im Laufe des Jahres veröffentlicht werden. Und bereits die erste, 1000 Fotos umfassende Marge lässt das nostalgische Herz höherschlagen. Bis ins Jahr 1855 reichen die (teils sehr vergilbten) Aufnahmen zurück. Mit leicht herunterhängenden Mundwinkeln schaute 1860 kein Geringerer als Friedrich von Flotow etwas missmutig in die Linse. Der heute vergessene Komponist Luigi Canepa hielt als 10-, 11-Jähriger stolz wie Oscar eine Querflöte vor die Kamera. Und während Joseph Joachim für die Fotosession seinen Rauschebart wohl noch mal durchgebürstet hat, ist Schauspielerin Sarah Bernhardt als „Tosca di Sardou“ zu sehen, die Adolf Hohenstein zu den Kostümen und auch dem berühmten „Tosca“-Poster inspirierte. Schwerpunkte dieser musikhistorischen Bildershow bilden aber die Schnappschüsse von Puccini, Respighi und natürlich Verdi! Reinklicken lohnt sich!

Guido Fischer



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