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Da ist Musik drin: Die Winzervereinigung Freyburg keltert „klassische“ Tropfen © pixabay.com
Bis zu seinem letzten Atemzug blieb Beethoven Freund eines guten Tropfens. So soll er noch an seinem Todestag im Jahr 1827 ein Weinpräsent mit 12 Flaschen Rüdesheimer Bergwein mit den Worten quittiert haben: „Schade, schade – zu spät“. Dass Beethoven gerne mal ein, zwei, drei Gläschen getrunken hat, haben aber nicht nur Zeitgenossen bezeugt, sondern auch die nach seinem Tod festgestellte „dekompensierte Leberzirrhose“. Doch am Beispiel Beethoven lässt sich sehen, dass nicht nur große Komponisten ein durchaus inniges Verhältnis zu Meister Bacchus haben können – ganz generell scheint die klassische Musik eine besonders rebenbefruchtende Wirkung zu besitzen. Wie sonst könnte man immer wieder mal in der Rubrik „Vermischtes“ von musischen Winzern lesen, die ihre Weine nicht nur mit Holzspänen aufpeppen, sondern ihnen mit Klassik-Hits den letzten Feinschliff geben wollen.
Der für seine feinsinnig komponierten Tropfen bekannte schwäbische Spitzenwinzer Rainer Schnaitmann etwa beschallt seinen Weinkeller schon seit Jahren mit Bach und Mozart. Es gibt aber auch Winzervirtuosen, die bereits die Trauben im Weinberg mit Klassik berieseln. So düngte ein japanischer Winzer morgens mit Vivaldi und Walzer, mittags mit Bach und abends mit Schubert oder Brahms. (Angebliches) Ergebnis: 55 Prozent mehr Wachstum. Der Gegenversuch mit Rock- und Volksmusik ergab ein Minus von 3 Prozent.
An die wundersame Veredelung eines bereits sehr guten Grauburgunder-Tropfens per Musikbeschallung glaubt aber auch die in Sachsen-Anhalt ansässige Winzervereinigung Freyburg. Und so hat man jetzt ein besonderes Experiment gestartet, dessen Ergebnis im April 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. 2700 Liter Grauburgunder des Jahrgangs 2021 werden nun während der Reife in einem Eichenholzfass mit klassischer Musik beschallt. Dafür wurden jetzt extra spezielle Lautsprecher im Inneren des Weinfasses angebracht, aus denen nicht irgendein Klassik-Allerweltsstück erklingt. Der bekannte Gambist Thomas Fritzsch spielt Solo-Werke von Georg Philipp Telemann. Wie sich dadurch der Wein möglicherweise verändert, wird eine Querverkostung eben im kommenden Frühjahr zeigen. Sollten sich keine Unterschiede zu dem Wein herausschmecken lassen, der ohne Musik gereift ist, muss man wohl den nächsten, dann radikaleren Schritt gehen – und für einige Wochen einmal direkt etwa eine Gambe, eine Geige oder gar einen Kontrabass im Fass versenken.
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