home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Startseite · Medien · Kronjuwelen

Magazin

Schätze für den Plattenschrank

Antiglamouröse Instanz

Wenn Komponisten einem ein Werk widmen, gilt das mit als größte Anerkennung, die sich ranghöchste Musiker vorstellen können. Und genau so eine Auszeichnung erhielt Joseph Szigeti mehrmals. Für ihn schrieb Béla Bartók etwa sein Trio „Kontraste“. Und der Amerikaner Henry Cowell widmete ihm eine Violinsonate. Darüber hinaus galt aber Szigeti schon früh als Experte für die pulsierende Moderne, für Busoni, Debussy, Hindemith, Prokofjew und Strawinski. Szigeti besaß für ihre Klangsprachen schließlich nicht nur die nötigen intellektuellen Antennen, sondern einen Geigenton, der trotz seiner vibratoarmen Gradlinigkeit eine ungemeine Tiefe und Wärme ausstrahlte. Seine Aufnahmen, die er zwischen 1938 und 1956 für das amerikanische Columbia-Label machte, dürften selbst solche heutigen Meisterviolinisten wie Frank Peter Zimmermann beeinflusst haben. Der 1892 in Budapest geborene und 1970 in Luzern verstorbene Szigeti war aber eben nicht nur auf die Musik des 20. Jahrhunderts fokussiert. Mit seinem Spiel etablierte er sich schon früh und auf einer Stufe mit Fritz Kreisler und Jascha Heifetz gleichermaßen als bedeutender Interpret des klassischen Repertoires. Im Gegensatz zu seinen Kollegen war Szigeti aber von seiner musikalischen Persönlichkeitsstruktur her der komplette Gegensatz. Auch wenn jetzt in der Box mit seinen Columbia-Einspielungen so manche pfeffrige Virtuosenstücke zu finden sind, war er auf der Violine und der musikalischen Kurzstrecke kein zum Staunen bringender Verführer. Seinen Einspielungen aber etwa der Violinkonzerte von Beethoven (mit Bruno Walter) und Brahms (mit Eugene Ormandy) erliegt man hingegen ohne Wenn und Aber.

Joseph Szigeti: The Complete Columbia Album Collection, 17 CDs

Sony

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.

Guido Fischer, 17.04.2021, RONDO Ausgabe 2 / 2021



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Kronjuwelen

Kronjuwelen

Schätze für den Plattenschrank

Angeblich soll Lorin Maazel im Tiefsten seines Inneren nie so richtig darüber hinweggekommen sein, […]
zum Artikel

Gefragt

Rufus Wainwright

Die Liebe, aufbereitet

Zum 400. Shakespeare-Todestag recycelt der kanadische Allround-Musiker seine mit Robert Wilson für […]
zum Artikel

Gefragt

Klassik

Musik ist frei!

In seiner Keynote befragte Journalist Jan Brachmann kritisch die Schwundängste der klassischen […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19-jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Komponiert 1883/84, zwischen der ersten Sinfonie und der „Burleske“ für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen Instrumentalmusik.

Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr


Abo

Top