home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Startseite · Interview · Gefragt

Lisbeth-Quartett

Stetig Reisende

Vor zwei Jahren war das CD-Debüt der jungen Saxofonistin Charlotte Greve eine leise Sensation. Es klang, als mache ihr Lisbeth-Quartett ein großes Versprechen auf die eigene Zukunft als Band. Jetzt erfüllte das Ensemble der 23-jährigen Musikerin mit seiner neuen CD Constant Travellers die Erwartungen souverän. RONDO-Autor Thomas Fitterling versuchte, Charlotte Greve das Geheimnis ihres Erfolges zu entlocken.

Charlotte Greve ist eine Frau, die charmante Offenheit mit zurückhaltender Bestimmtheit verbindet. Schon früh lernt sie in Lüneburg Querflöte, tritt mit Klassik bei Jugend musiziert auf, macht gleichzeitig improvisierte Musik, ist in der Schul-Big-Band dabei und wünscht sich ein Saxofon. Ihr Großonkel erfüllt ihr schließlich den Wunsch mit einem Selmer-Altinstrument. Beim Lüneburger Jazzworkshop erfährt sie viele Anregungen, nach dem Abitur taucht sie für einige Monate in die Jazzwelt New Yorks ein, studiert dann am Jazz Institut in Berlin. Unterwegs sammelt sie Preise, wovon der Förderpreis des Jazz Baltica Festivals 2010 wohl der wichtigste ist.
Mit Musikern des Jazz Instituts gründet sie ihr Quartett. Der Pianist Manuel Schmiedel und der Schlagzeuger Moritz Baumgärtner sind Kommilitonen, der Kontrabassist Marc Muellbauer dagegen ist Lehrer am Institut und als Mitglied des Julia-Hülsman-Trios prominenter Vertreter seines Faches. Charlotte Greve schwärmt von der Berliner Szene. Für sie ist Berlin im Jazz so etwas wie ein europäisches New York mit ganz vielen sich überschneidenden Unterszenen, die sich überlappen und gegenseitig befruchten und ungeheuer inspirierend wirken.
Wenn sie den Namen ihrer Band erklärt, scheint sie wieder auf, die zurückhaltende Bestimmtheit: »Die Band Charlotte-Greve-Quartett zu nennen hat mich genervt. Von Anfang an ging es mir um das Kollektiv und darum, dass die Band nur als solches funktioniert! Das sollte sich in einem quasi neutralen Namen abbilden, und so habe ich sie einfach nach meinem Rufnamen als Kind benannt.«
Die Quartett-Mitglieder sähen sich als gemeinsam Reisende, von denen Tonträger und Konzerte sich verändernde Momentaufnahmen gäben. Mut zur Ruhe sei dazu nötig: »Es geht nicht darum, leise zu sein, sondern in sich zu ruhen, so kann Raum entstehen, aus dem heraus alles Mögliche wieder losgehen kann, dabei wollen wir uns nicht von ungeschriebenen Regeln stressen lassen. Meine Kompositionen sollen diesen Raum für die Band schaffen. Das Ideal ist nicht das klassische Saxofonquartett, also quasi nicht das Quadrat, sondern der Kreis, in dem keiner vorne und keiner hinten steht.«
Verhalten und stolz schwärmt die junge Musikerin davon, wie sich das Quartett jetzt in diesem Sinne zu einem Kollektiv füge, und berichtet von Glücksmomenten der Begegnung auf der gemeinsamen Reise. – Der Hörer der CD ist bezaubert und versteht unmittelbar, wovon die Rede ist.

Constant Travellers

Lisbeth-Quartett

Traumton/Indigo

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.

Thomas Fitterling, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 6 / 2011



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Café Imperial

Unser Stammgast im Wiener Musiker-Wohnzimmer

Man möcht’ immer sagen: die „Ariodante“. Doch bei der Hauptfigur von Händels 33. Oper […]
zum Artikel

Hausbesuch

Vivaldi Edition

Die Schatzsuche geht weiter

222 Künstler, über 200 Stunden Musik auf 54 Veröffentlichungen: Das ist – bisher – die […]
zum Artikel

Gefragt

Dirk Kaftan

Kraft-Werk für die Zukunft

Das Saisonprogramm des Beethoven Orchesters Bonn setzt auf die Auseinandersetzung mit Themen der […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Es erhielt 1885 den 1. Preis im Kompositionswettbewerb des Berliner Tonkünstlervereins und wurde Ende des Jahres in Meiningen unter den Auspizien von Brahms und Bülow uraufgeführt. Komponiert 1883/84, zwischen der 1. Sinfonie und der Burleske für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen […] mehr


Abo

Top