home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Startseite · Oper & Konzert · Pasticcio

Verkauf: Kommt Steinway auf den Holzweg? (c) pixabay.com

Pasticcio

Darauf einen Reiswein - zur Herrentorte!

Schon seit geraumer Zeit fallen superreiche Ölmagnaten aus dem Reich der Mitte als extrem kauflustig auf. Ihre Investitionslaune hat auch vor europäischen Kulturgütern nicht Halt gemacht, und so stehen im Bordeaux auf den Klingelschildern der entsprechenden Weinschlösser chinesische Namen (wobei die Bilanzen so mancher Eigentümer momentan ins Visier der französischen Steuerfahnder geraten sind). Nun könnte es zu einem weiteren Deal kommen, bei dem ein chinesisches Mega-Konsortium die Nase vorn haben dürfte. So wird gemunkelt, dass die legendäre Hamburger Klavierbauerschmiede Stein & Sons, längst in New York heimisch geworden, schon bald vom Konglomerat China Poly Group übernommen werden wird.
Sollte es dazu kommen, bestätigt sich erneut, dass man sich einfach keinen Illusionen hingeben darf. Denn als der aktuelle Steinway-Besitzer John Paulson das Unternehmen für satte 512 Millionen Dollar (386 Millionen Euro) an Land zog, hoffte man, dass es sich bei diesem Käufer nicht um eine der handelsüblichen Heuschrecken handeln würde. Der Mann hatte zwar sein Vermögen als New Yorker Hedgefond-Manager gemacht, der 2007 mit unlauteren Wetten gegen Immobilienhypotheken Milliarden verdient haben soll. Aber Paulsen schien zunächst durchaus ein großes Herz für die Musik zu besitzen. So standen in seinem Appartement gleich drei Steinways in den Größen M, O & B. Und 2012 spendete er dem örtlichen Konservatorium stolze 100 Millionen Dollar. Doch jetzt folgt die ernüchternde Gewissheit, dass auch ein Paulson den Hals nicht vollkriegen kann. So wird bereits kolportiert, dass er für den Verkauf durchaus mit einer Milliarde Dollar rechnen könne – was im Vergleich zum Kaufpreis von 2013 einer ansehnlichen Gewinnmarge entspricht.
Aktuell wird übrigens im Ruhrgebiet der Steinway eines namhaften Allrounders zum Kauf angeboten. Es ist der Mülheimer Helge Schneider, der sich von seinem wertvollen Markenflügel für schlappe 95.000 Euro trennen will. Schließlich, so die „Singende Herrentorte“, „verkaufe ich mein Instrument, weil ich mal so richtig konditern will, mit allem Drum und Dran, Kuchen, Cognac und so, ich möchte eine Konditorei eröffnen, wie Heino.“

Guido Fischer



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Pasticcio

Ein Glücksfall für die Musik

„Als Karajan 1968 mit den Berliner Philharmonikern nach Leningrad kam, gab es einen Workshop, in […]
zum Artikel

Gefragt

Miriam Feuersinger

Beglückender Ausnahmezustand

Persönlichkeitsbildung mit Bach: Die Sopranistin wusste schon früh, wo ihr Sängerleben wahre […]
zum Artikel

Pasticcio

Die Macht des Faktischen

Am 12.11.2013 landete beim SWR-Intendanten Peter Boudgoust ein gepfefferter, öffentlicher Brief […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19-jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Komponiert 1883/84, zwischen der ersten Sinfonie und der „Burleske“ für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen Instrumentalmusik.

Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr


Abo

Top