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Sinnliche Stimmen gab und gibt es etliche. Leontyne Price aber besitzt die einzige in der Welt der klassischen Musik, die an puren Sex denken lässt. Ihr rauchiger, leuchtkräftiger Sopran steigert sich nicht selten zu ekstatischem Singen, versetzt den Hörer in einen wahren Rauschzustand. Selbst als sie 1991, kurz vor ihrem 64. Geburtstag (und fünf Jahre nach ihrem offiziellen Abschied von der Bühne), für ein allerletztes Konzert auf das Podium der Carnegie Hall zurückkehrte, befand sich ihre Stimme noch immer in einem beneidenswerten Zustand.
Im kommenden Februar feiert Leontyne Price nun ihren 90. Geburtstag. Nachdem Sony zum 85. je eine Box mit ihren Opern- und ihren Lied-Recitals herausbrachte, veröffentlicht das Label nun zehn von Prices „ultimate opera recordings“ aus den Jahren 1962- 1972, ihrem goldenen Jahrzehnt also. Neben der vor Sinnlichkeit nur so strotzenden „Carmen“ unter Karajan und der mitunter etwas unorthodoxen, aber sehr hörenswerten „Così fan tutte“ unter Leinsdorf finden sich ihre drei im Studio festgehaltenen Puccini- sowie die fünf Verdi-Partien in dieser Box.
Mit Ausnahme der grandiosen „Butterfly“ wurden alle Aufnahmen von den analogen Bändern erneut digital remastered. Davon profitieren der „Trovatore“ und die „Aida“ am meisten, doch genießt man auch die übrigen Werke jetzt in noch besserem Klang. Melomanen werden die meisten davon wohl schon im Regal stehen haben, alle anderen sollten zugreifen: So günstig hat man so viele fantastische Gesamteinspielungen wohl noch nie bekommen.
Michael Blümke, 08.10.2016, RONDO Ausgabe 5 / 2016
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