Wer auf einen möglichst spektakulären Höreindruck hofft, könnte von dieser Einspielung enttäuscht sein. Colin Davis verzichtet in seiner Interpretation mit dem flexibel agierenden London Symphony Orchestra auf den Effekt der großen Lautstärke und vermeidet klugerweise gehetzte Tempi. Stattdessen nimmt sich der britische Dirigent alle Zeit, die er und sein Orchester brauchen, um diesem altbekannten Werk neue Töne zu entlocken. Dunkel und fast melancholisch kommt die "Neue Welt" auf dieser CD daher, fein ausgeleuchtet schimmern die Klangfarben, die Übergänge atmen sanft und zugleich lässt Davis frisch, rund und hellwach musizieren.
Einen Exzess sollte man sich von dieser Aufnahme nicht erwarten, wohl aber erfülltes und substanzreiches Orchesterspiel auf höchstem Niveau, das ein neues Licht auf diese vielgespielte Symphonie wirft. Wenn man sich darauf einlässt, wird man tief berührt.
Eine außergewöhnliche Perspektive in einer Zeit, in der alles größer, lauter, schneller und Aufsehen erregender sein muss, um zu bewegen. Vielen Dank für diese wundervolle Einspielung!

Raphael Haghuber, 26 Jahre, München

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