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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart

Sonaten für Klavier und Violine

Ariane Haering, Benjamin Schmid

Oehms/Codaex 335
(68 Min., 1/2004) 1 CD

So komisch es klingen mag, aber ein wenig entspricht es wohl der Wirklichkeit: In einer Zeit wie dieser fällt es schwer, allein künstlerisch seriös zu sein, ohne gleich in Vergessenheit zu geraten. Wie gerne doch stürzt sich die Welt, auch die der klassischen Musik, auf das (vorwiegend weibliche) Junggemüse, so es denn nur hübsch kurvenreich des Weges kommt und auch noch hübsch kurvengewandt ein Instrument beherrscht. Fast im Monatsabstand fallen solcherlei junge Wunderkinder vom Himmel, und wie der liebe Gott es so will, fallen sie sogleich auf die Dächer der renommierten Plattenfirmen, wo sie prompt abgeholt werden. Ein, zwei Jahre hofiert man sie, dann, ja dann - dann wird es schwierig für die jungen Talente.
Die Pianistin Ariane Haering und der Geiger Benjamin Schmid passen in dieses Schema nicht wirklich hinein. Was wahrscheinlich langfristig sich als ein Glücksfall für die beiden durch und durch seriösen Künstler herausstellen wird. Denn so können sie sich einzig dem widmen, was sie interessiert: der aufgeklärten und schlüssigen Interpretation von Werken, die über den Effekt (und damit heutzutage auch den Affekt) hinausreichen. Wie etwa Sonaten von Mozart für Klavier und Violine, die ja auf den ersten Blick wenig Aufregung garantieren. Und hat man die Muße, dem Mozart-Spiel des Duos Haering/Schmid mehrere Male hintereinander in vollster Konzentration (und Abgeschiedenheit vom Getöse des Draußen) zu lauschen, schält sich nach und nach ein sehr günstiger Eindruck heraus. Das Interessante daran: Wirkt der Duktus ihrer Mozart-Wiedergaben beim ersten Hören noch allzu brav und bieder, erweist sich diese unprätentiöse Herangehensweise letztlich doch als richtig für die hier ausgewählten Werke Mozarts für Klavier und Violine (bezaubernd vor allem das ("geniale" Frühwerk KV 9). Denn um zweierlei ist es den Interpreten hier in erster Linie zu tun: einmal um die wesentliche Balance zwischen den Instrumenten, das dialogische Spiel der Kräfte also, und zum anderen um eine dem Notentext verpflichtete Lesart. Aufregend sind ja, auf einer zweiten Ebene, die Stücke selbst. Und eben dies ist, wiewohl der große Glanz fehlt, schlussendlich eine Erkenntnis: Eine gemeinsam entwickelte, sachgerechte Artikulation und Phrasierung genügt, um dem Genius gerecht zu werden. So viel Seriösität und Werktreue ist selten. Dafür ein Lob.

Jürgen Otten, 01.09.2007


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