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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart, Arnold Schönberg

Yellow (Streichquartette)

Amaryllis Quartett, Katharina Persicke

Genuin/Note 1 GEN 16438
(90 Min., 11/2014, 4/2015 & 5/2016)

In Gelb geht die synästhetische Reise des Amaryllis-Quartetts weiter, inspiriert laut Beihefttext durch Wassily Kandinskys „Impression III“. Historisches Bindeglied ist Arnold Schönberg, dessen Musik Kandinsky nachgewiesenermaßen sehr beschäftigt hat. Von Schönberg wiederum und seiner Streichquartett-Kunst lässt sich ein Bogen schlagen zurück zu Mozarts Werken dieser Gattung: Schönberg hat Mozarts Satzkunst sehr bewundert und sich gerade mit seinen Quartetten und deren verborgenen kompositorischen Strukturen intensiv beschäftigt.
Wie sich Mozart und Schönberg auf dem Weg der Interpretation bis heute in einem Prozess gegenseitigen Sich-Befruchtens befinden können, demonstriert das Amaryllis-Quartett – übrigens mit neuer Bratschistin – auf dieser CD. Die beiden Mozart-Quartette (B-Dur KV 458 und C-Dur KV 465) beleuchten die Musiker mit einer unaufdringlichen Romantizität des Gestaltens, die das Fortlaufen der Musikgeschichte von damals bis heute nicht verleugnet: So feinsinnig differenziert, lautet die gewagte These des Rezensenten, kann man ein Quartett der klassischen Epoche vielleicht erst dann zelebrieren, wenn man auch das verlängerte 19. Jahrhundert bis hin zu Schönbergs Frühwerk – man denke an die „Verklärte Nacht“ – zumindest im Hinterkopf hat.
Und dass Schönbergs zweites Quartett mit seinem berühmten Hinübergleiten in eine mehr und mehr a-tonikale Harmonik – und dies unter gattungserweiternder Hinzuziehung von Wort und Gesang ab dem dritten Satz – nicht ein Bruch oder gar ein Ende ist, erfahren wir in dieser Interpretation ebenfalls höchst überzeugend: Nicht objektiv und nüchtern, schon gar nicht eckig und kantig kommt die revolutionäre Musik daher, sondern über weite Strecken fast romantisch unter Aufbietung all ihrer poetischen Qualitäten. „Romantisch“ und „poetisch“ freilich nicht im oberflächlichen Sinn, sondern mit der ganzen Fülle der Bedeutung, die diese Begriffe seit Schumanns hochsensibel-zerrissener Kompositionskunst haben können. Welt und Leben haben – so teilt es sich dem Hörer dieser CD unmissverständlich mit – seit Schumanns Tagen nicht wieder zu jener einheitlichen Geordnetheit zurückfinden können, die ein Mozart vielleicht noch zu erinnern vermochte.

Michael Wersin, 05.11.2016


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