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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Pierre de la Rue

Missa „Nuncqua fue pena mayor“, Missa „Inviolata“ u.a.

The Brabant Ensemble, Stephen Rice

Hyperion/Note 1 CDA68150
(78 Min., 8/2015)

Rund 30 Messordinarien hat Pierre de la Rue, ein Zeitgenosse Josquin des Prez‘, geschaffen – und die meisten davon schlummern bislang noch in den Tiefen wuchtiger Denkmalausgaben in seltener benutzten Winkeln von Bibliotheken. Zu seinen bekanntesten Stücken gehört eine Requiem-Vertonung, die sich durch ihre besonders tiefe Lage von den anderen Requiems seiner Epoche absetzt.
Nun präsentiert das Brabant Ensemble unter Stephen Rice zwei Messen, die sonst nirgends auf Tonträgern greifbar sind: die Parodiemesse „Nuncqua fue pena mayor“, der ein spanisches Lied von Johannes de Wreede als Material zugrunde liegt, und die „Missa inviolata“, komponiert auf Basis einer marianischen Antiphon, die auch de la Rues Zeitgenossen als Cantus firmus benutzt haben. Die beiden Werke habe durchaus unterschiedlichen Charakter: Ersteres ist geprägt durch die phrygische Tonalität seiner Vorlage, kommt also im Affektgehalt eher verhalten und melancholisch daher. Letzteres hat, ebenfalls seiner gregorianischen Vorlage gemäß, einen helleren Tonfall vorwiegend in Dur-Charakteristik.
Stephen Rice und seine Gesangskräfte bieten eine ausgesprochen klare, plastische Wiedergabe der teils kontrapunktisch komplex (wenn auch immer einfach klingenden) Partituren: Ruhige, aber flexible Tempi, gute Intonation sowie eine überzeugende Balance zwischen objektiv-legatogeprägter Linienführung und prägnanter Textdeklamation sind Hauptmerkmale ihres Interpretationsstils. Das Ensemble bringt dem Hörer diese uralte Musik nahe, ohne die große zeitliche Distanz zu verleugnen: Wir hören Klänge einer weit zurückliegenden Epoche, deren alltägliche Lebenswirklichkeit außerhalb unseres Vorstellungsvermögens liegt. Dennoch rührt die Musik in dieser vorbildlichen Wiedergabe eine Seite in uns, sie trifft einen Teil unseres Wesens, der uns mit den Menschen jener Zeit verbindet.

Michael Wersin, 08.10.2016


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