Audite/Edel 1021437ADT
(190 Min., 1955 - 1963) 3 CDs
Eine große Altistin, deren Namen man heute vor allem noch auf historischen Schallplattencovers liest. Wie überraschend ist es daher, auf den vorliegenden drei CDs eine Stimme zu erleben, die an Aktualität kaum etwas zu wünschen übrig lässt!
1930 wurde Forrester als Tochter schottischer Einwanderer in Kanada geboren, ihr coming out ereignete sich im Kirchenchor. Weit war da noch der Weg zu Weltruhm, vor allem auch in der Alten Welt; Bruno Walter hatte entscheidenden Anteil daran. Die Liedeinspielungen dieses Rezitals entstanden in Berlin, beim RIAS, zwischen 1955 und 1963. Ihre Begleiter waren der erfolgreich entnazifizierte Michael Raucheisen, bei dem sie auch ihren Liedgesang perfektionierte, dessen Nachfolger Felix Schröder und die umtriebige Hertha Klust.
Das Repertoire ist weit gefächert: Es reicht von Schumanns „Stuart“- und Brahms‘ „Zigeunerliedern“ bis hin zu den großen Mahler-(Rückert-)Gesängen und Wagners „Wesendonck-Liedern“. Es präsentiert sich in diesem vielfältigen Repertoire eine leidenschaftlich ausdrucksorientierte Künstlerin mit einer überaus schön timbrierten Stimme voll leuchtender, ja strahlender Farben. Einziger Makel ist der gaumige A-Vokal in der unteren Übergangslage – ein beliebtes Mittel zum Umschiffen des Registerbruchs. Wettgemacht wird dieses Problem durch die hervorragende Fremdsprachenkompetenz Forresters, durch ihre Intonationssicherheit, durch ihren Geschmack und ihr Stilgefühl. Überwältigend schön eine Gruppe unbekannter Loewe-Lieder, mitreißend ihre Britten-, Barber- und Poulenc-Interpretationen. Hier und da kommt ein wenig Janet-Baker-Timbre zum Vorschein, aber über weite Strecken hören wir eine ganz eigenständige, selbstbewusst und hochbegabt ihren Weg gehende Künstlerin zwischen 25 und 33 Jahren, die eine bemerkenswerte Karriere beginnt.
Michael Wersin, 13.08.2016
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