dhm/Sony Classical 88985317042
(72 Min., 9/2015)
Anlässe und Themen lassen sich immer wieder finden, um sich dem Vielschreiber Antonio Vivaldi auf originelle Weise zu nähern. Im Fall des italienischen Top-Ensembles Sonatori de la Gioiosa Marca hat man nun Vivaldis Venedig als einstige Handelsmetropole für Glas und Spiegel wiederentdeckt, um so den Bogen hin zu all den akustischen Reflexionen und Echos in den ausgewählten Concerti für gleich mehrere Solo-Streicher zu schlagen. Und ein schönes Beispiel dafür ist das Konzert für Solovioline A-Dur RV 552, dem sich aus gewisser Entfernung eine zweite Violine hinzugesellt und die erste Stimme magisch reflektiert. Mit diesem Stilmittel der Nachahmung und des Nachhalls sind auch die weiteren sechs Concerti gespickt, von denen immerhin zwei als Weltersteinspielung zu hören sind. Dazu zählt ein Concerto für zwei Violinen und zwei Celli. Das berühmte Konzert „Tempesta di mare“ hat dagegen das Ensemble jetzt für die Aufnahme für Streicher umgearbeitet. Immerhin ist das hier nach allen Regeln der Lautmalerei aufgepeitschte Meer der wohl am kleinteiligsten zersplitterte Klangspiegel, den man sich vorstellen kann. Trotzdem bewahren die Musiker auf ihren historischen Instrumenten wohltuend die Nerven und lassen sich nicht zu allzu überschäumenden und stürmischen Klangeffekten provozieren. In diesem Klassiker wie in all den vorausgegangenen Concerti auch für vier Violinen spielt man wunderbar federnd und mit hörbar großem Spaß an dieser Musik auf und findet doch immer zwischendurch genügend Muße, um in den langsamen Sätzen ihr wertvoll Innerstes zu erkunden.
Guido Fischer, 06.08.2016
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