Hyperion/Note 1 CDA68108
(63 Min., 10/2014)
Diese beiden amerikanischen Komponisten haben stets ein besonderes Verhältnis zum Klang-Zeit-Kontinuum besessen. Mit seiner enorm spirituellen Musik knüpfte George Crumb selbst in der Hochblütezeit der Neuen Musik-Dispute lieber unverkrampft an das Erbe der klassischen Moderne an und da besonders an das von Claude Debussy. Morton Feldman hingegen erwies sich als ein musikalisch radikaler Verharrungskünstler, der einzelne Töne zu einem Slow-Motion-Geflecht aus Stille und Nicht-Stille gestalten konnte. Der heute 87-jährige Crumb und der 1987 verstorbene Feldman besitzen dementsprechend einen Sonderstatus in der zeitgenössischen Musik. Doch das war jetzt für Steven Osborne eben nicht der einzige Grund, von ihnen jeweils exemplarische Klavierwerke gegenüberzustellen. Tatsächlich besitzen die zwei Klangwelten eine ungemein reizvolle Sinnlichkeit. Wenn Crumb etwa in dem Stück „Processional“ (1983) an das rhythmisch Drängende von Debussy denken lässt oder in der von Giotto-Fresken inspirierten „Kleinen Suite für die Weihnachtszeit“ das prismatisch Funkelnde von Olivier Messiaen in Erinnerung ruft. Bei Feldman wird hingegen der einzelne Klang mit all den sich im Nichts ausfasernden Nuancen zum Ereignis. Ob in „Intermissions 5“, dem „Piano Piece“ sowie in „Extensions“, die allesamt aus dem Jahr 1952 stammen, sowie in dem halbstündigen „Palais de mari“ (1986), bei dem Osborne ebenfalls mit sanftester Hand und dem nötigen Gespür für die scheinbar mitschwingenden Klangräume nicht einfach die Wahrnehmungsgrenzen verschiebt. Osborne spornt zum Hinhören an.
Guido Fischer, 02.07.2016
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