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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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In Movement

Jack DeJohnette

ECM/Universal 4781598
(54 Min., 10/2015)

In der Besetzung dieses Albums steckt ein Medienereignis. Ravi Coltrane, der Saxofon spielende Sohn des einflussreichsten Saxofonisten des modernen Jazz, und Matthew Garrison, der E-Bass spielende Sohn des Bassisten aus dem klassischen Quartett des Tenorgiganten, treffen auf Jack DeJohnette, den Star-Schlagzeuger, der als junger Twen noch mit der Saxofonlegende spielte und der in seinem Spiel die polyfone Wucht von Elvin Jones, dem stilbildenden Drummer des John Coltrane Quartet, mit der leichtfüßigen metrischen Vielschichtigkeit eines Tony Williams verbindet. Was sensationell anmutet, hat eine längere Geschichte: DeJohnette ist Pate des jungen Garrison und auch Coltrane junior kennt er von Kindesbeinen an; seit einigen Jahren schon treten die drei miteinander auf. Live ist ihre Musik äußerst spontan mit einem großen Anteil an free form playing. Für diese Begegnung im Studio hat sich Manfred Eicher der Sache angenommen und das Prgramm in eine adäquate Balance gebracht. Mit „Alabama“, einem John-Coltrane-Klassiker mit starker Freiheitskampf-Konnotation, beginnt das Programm, der junge Coltrane versucht erst gar nicht, den schwerblütigen Phrasen seines Vaters zu folgen, sondern gestaltet diese Ballade als eigenständigen Beitrag auf dem Sopran. Ähnliches gilt auch für den Miles-Davis-Bill-Evans-Klassiker „Blue In Green“; DeJohnette ist hier wie auch auf dem letzten Stück ein einfühlsamer Begleiter am Flügel. Außerdem gibt es eine Kollektivkomposition mit diskreten, aber wirkungsvollen elektronischen Effekten von Garrison, eine originell zupackend interpretierte Earth Wind and Fire-Nummer, gefolgt von drei DeJohnette-Originals: ein eher konventionell angegangenes Porträt seiner Frau, ein auf den Spuren von Coltrane senior und Rashied Ali wandelndes Saxofon-Schlagzeug-Duo und zum Abschluss eine Soulful Ballad. Die Musik hat etwas von einem wunderbar ausgeglichenen, vielleicht auch überfälligen Familientreffen – ob es sich um einen Geniestreich handelt, ist sekundär.

Thomas Fitterling, 25.06.2016


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