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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart

Sinfonien Nr. 35 ("Haffner"), 40, 41 ("Jupiter")

Royal Philharmonic Orchestra, Thomas Beecham

Sony Classical CD 89809
(70 Min., 4/1954, 5/1954, 2/1950) 1 CD

Heute mag es verwundern, dass man sich vor hundert Jahren im Konzertleben für Mozart einsetzen musste. Aber das Publikum nahm Mozart damals noch nicht so richtig ernst. Die angeblichen Musikliebhaber interessierte mehr die rätselhaft-romantische Biografie des jung verstorbenen Götterlieblings als dessen Werke, die mit den Klangfinessen der Spätromantik nicht mithalten konnten. Einer der ersten Mozart-Missionare war der englische Dirigent Thomas Beecham (1879-1961), der ab 1910 in London mit Mozart-Opern für Furore sorgte und in den frühen Dreißigern die ersten bedeutenden Aufnahmen von Mozarts Sinfonien einspielte.
Die vorliegenden Dokumente aus den Fünfzigern sind zwar noch in mono, doch obwohl Beecham zum Beispiel die "Jupiter"-Sinfonie auch in Stereo aufnahm, haben sie ihren Wert. Gerade bei der "Jupiter"-Sinfonie ist Beecham 1957 nämlich (wahrscheinlich in großer Experimentierlaune der frühen Stereo-Ära) übers Ziel hinausgeschossen und hat im letzten Satz an zwei Stellen Posaunen eingesetzt. 1950, in der hier zu hörenden Fassung, hat er sich noch an den orginalen Mozart gehalten; dies auch in der Sinfonie Nr. 40, wo er die früherere Version ohne Klarinetten gewählt hat.
Auch wenn Beecham noch weit von der ruppigen Umsetzung von Mozarts Artikulationszeichen entfernt ist, die man von Alte-Musik-Ensembles kennt, hat er bereits viel von Mozarts so schwierig umzusetzender Sprache verstanden. Der Ausgleich von federnder Melodik mit feinen Akzentnuancen und kantigem Tuttiklang ist überzeugend, das gilt auch für die kleinen Eingriffe, die Beecham sich leistet - so etwa am Ende des "Haffner"-Menuetts, wo das Tempo auf einmal sehr breit wird und der letzte Ton im Bass gut und gerne drei Sekungen liegen bleibt. Interessante Kontraste entstehen in der Sinfonie Nr. 40, wo Beecham das Menuett als ironischen Kontrast zwischen steifer Gelehrsamkeit (Hauptteil) und liedhafter Empfindsamkeit (Trio) gestaltet - ein Scherz mitten in dem normalerweise so tragisch verstandenen Stück!

Oliver Buslau, 01.09.2007


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