Piano Classics/Edel 1045039PCL
(715 Min., 10/2015) 10 CDs
Jene Momente unnachahmlichen Zaubers, die den Autor dieser Zeilen schon bei seiner ersten „Begegnung“ mit Sergio Fiorentinos Klavierkunst begeistert haben, lassen auch beim Hören der zehn CDs dieser Box nicht lange auf sich warten: In Schumanns „Faschingsschwank aus Wien“ etwa, eingespielt 1965, entfaltet der Italiener während vieler lyrischer Passagen eine Wärme und Geschmeidigkeit der Melodieführung, die ihresgleichen sucht. Ähnliches gelingt ihm, das war zu erwarten, auch in den „Kinderszenen“. Technische Brillanz und ein großartiges Gespür für die durchsichtige Wiedergabe komplexer polyphoner Schichtungen geben sich die Hand bei der Einspielung der „Paganini-Variationen“ von Brahms, entstanden im selben Jahr.
Rachmaninow, Fiorentinos Leib-und-Magen-Komponist, fehlt auch in dieser Sammlung nicht: Die „Études-tableux“ op. 33 etwa offenbaren unter den Fingern des Meisters ihren ganzen Charme zwischen charakteristischer Melancholie, pulsierender innerer Unruhe und unvermittelt herausplatzender Virtuosität.
Die Hälfte der CDs dieser Box ist Frédéric Chopin gewidmet: Sämtliche Etüden sind darin ebenso enthalten wie die Balladen und die Scherzi, die Polonaisen und die Walzer nebst manchem anderen. Auch sie vermitteln neben der bloßen Freude am Zuhören auch immer wieder erhellende Erlebnisse – Zeugnisse der intellektuellen Durchdringungskraft Sergio Fiorentinos, der auf Basis dieser historischen Zeugnisse nun wohl endgültig als einer der am meisten missachteten Pianisten des 20. Jahrhunderts gelten darf. Wahrlich eine merkwürdige Laune des Schicksals.
Michael Wersin, 27.02.2016
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