Glossa/Note 1 GCD 923507
(94 Min., 6/2015)
Dreierlei sticht sofort ins Ohr, wenn man die ersten Minuten der ersten CD dieser Doppelbox – das Adagio der h-Moll-Violinsonate von J. S. Bach – hört: Die faszinierend füllige Klangschönheit des Hill/-Schüler-Cembalos und der Guarnieri-Violine, die hier gespielt werden, die Eleganz in der Linienführung des Violinparts und die subtile agogische Flexibilität im Cembalopart. Leila Schayegh und Jörg Halubek versprechen dem begeisterten Hörer in diesen ersten Takten, dass er womöglich eine außerordentlich gute Einspielung von Bachs Violinsonaten in Händen hält. Und im weiteren Verlauf dieser Aufnahme belegen sie eindrucksvoll, dass sie dieses Versprechen mühelos zu halten vermögen: Selten hat man etwa den zweiten Satz der A-Dur-Sonate mit solch energischer Kraftentfaltung beginnen und vor allem dauerhaft sich entfalten hören; die virtuose Motivik im zweiten Teil des Schlusssatzes dieser Sonate fliegt dem Hörer in höchst zügigem Grundtempo mit höchster Präzision bei gleichzeitig bestmöglicher Transparenz um die Ohren. Pure Spielfreude prägt u.a. die furiose Darbietung des ouvertürenhaften Eingangssatzes der G-Dur-Sonate, die dann in einer besonders im Geigenklang sehr sensibel differenzierten Ausführung des anschließenden „Largo“ in leichte Melancholie übergeht … Hier wie dort ist es die Balance zwischen „Strenge und Freiheit“, die Schayegh im Beihefttext beschwört, welche diese herrliche Musik ganz aktuell zu blühendem Leben erweckt – ein Dank an die Interpreten für diese großartige Leistung.
Michael Wersin, 16.01.2016
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