Sony Classical 88875117582
(87 Min., 5 & 6/2015) 2 CDs
Lang Lang kann unüberhörbar alles völlig unangestrengt spielen. Das ist schon mal die erste, im Grunde aber wenig überraschende Erkenntnis nach Chopins vier Scherzi. Wie punktgenau er da die zahllosen Fortissimo-Akkorde in die Tastatur seines Flügels stanzt und dabei nie ins maschinell Motorische abrutscht, kann man nur bestaunen. Aber hinter den vier Scherzi steckt eben noch viel mehr als nur die aufwühlende Attacke. Das jedoch – und das wäre die zweite Erkenntnis – scheint Lang Lang wenig interessiert zu haben. In einer ständig aufbrausenden Tour wuchtet er eine überreizte Dramatik und einen überhitzten Tragödienton heraus, der seine packenden Kräfte im Grunde bereits nach dem 1. Scherzo verspielt hat. Rassige Sensibilität, imponierende Risikofreudigkeit und eine Wucht, bei der sich hier wirklich jemand um Kopf und Kragen und die Seele aus dem Körper spielt – darauf wartet man vergeblich. Und selten hat man allein diese kostbaren Leggierissimo-Passagen im 3. Scherzo so konventionell brillant gehört. Kann er dafür auf seinem in der französischen Hauptstadt aufgenommenen, dementsprechend auch „Lang Lang in Paris“ betitelten Album wenigstens mit dem zweiten Programmteil, mit Peter Tschaikowskis Piècen-Sammlung „Die Jahreszeiten“ entschädigen? Tatsächlich fühlt er sich jetzt in dem Verspielten, Salonhaften, Elegischen und ihn technisch völlig Unterfordernden mehr als nur pudelwohl. Seinen Genuss an dieser Musik weiß er so ganz ohne Zuckersüße zu vermitteln.
Reinhard Lemelle, 07.11.2015
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