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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Keepin‘ The Spirit

Andreas Hertel

Laika/Rough Trade 35103282
(74 Min.)

Der Titel ist Programm, der Spirit ist der des legendären Blue-Note-Lables. „It must schwing!“ war das Bekenntnis eines seiner Gründer, des jüdischen Exilanten Alfred Lion aus Berlin – und das am liebsten als souliger Hard Bop schwarzer Provenienz in Quintett-Besetzung. Der 50-jährige Pianist und Komponist Andreas Hertel sieht sich als Fackelträger dieses Geistes. Im Trio hat er ein Faible für den Blue-Note-Einsatz à la Oscar Peterson, allerdings mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit, was ihm erlaubt, auch schon mal Bill Evans’sche Farbtupfer einzubringen. In der Quintettbesetzung allerdings, die sechs Titel des zwölf Tracks umfassenden Albums bestreitet, gibt er schon auch mal den hämmernden Horace Silver oder den perlend swingenden Cedar Walton; kompakte Headarrangements bilden wie beim Vorbild den Rahmen für virtuose Soli à la „Blowing Session“.
Mit dem 84-jährigen Dusko Goykovich an Trompete und Flügelhorn hat Hertel einen Meister der klassischen Moderne verpflichtet, der in Amerika und in Europa den Blue-Note-Geist aktiv mitgestaltete und heute genauso vital und souverän in der Tradition eines Miles Davis mit seinem ersten Quintett spielt wie damals. Tony Lakatos am Tenorsaxofon ist zwar 27 Jahre jünger, aber auch in ihm brennt das Blue-Note-Feuer. Genährt und angefacht wird es von einer Frau, die vom New Orleans Jazz zum modernen Mainstream kam und sich, angeleitet durch Ray Brown, zu einer Größe am Kontrabass entwickelte, der Lady Bass alias Lindy Huppertsberg. Für den typischen Straight-Ahead-Beat mit obligaten Vierer-Chases sorgt Jens Biehl am Schlagzeug. Das Programm aus Standards und dem Hard-Bop-Feeling verpflichteten Originals des Pianisten ist ein kräftig swingendes Hörvergnügen, das auch bewegende Balladenmomente bereithält. Die Bläserbeiträge, sowie die Bass-Soli sind von spannender Meisterschaft und die Triointerpretationen bestes Kunsthandwerk. Ein richtig gutes Album also, und darum drei satte RONDO-Punkte.

Thomas Fitterling, 10.10.2015


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