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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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The Scriabin Code

Asli Kilic, Martin Albrecht, Katharina Gross, Dirik Schilgen, Daniel Prandl

Rodenstein/Medienvertrieb Heinzelmann ROD K05
(47 Min., 2, 7, 11/2014)

Was ist von Alexander Skrjabin? Und was von Martin Albrecht? Der Klarinettist greift bei den 14 Stücken einerseits auf einige Préludes und „Vers la flamme“ des Russen zurück. Er ist so klug, diese nicht zu verjazzen, sondern in deren Gedankenwelt zu schlüpfen und die eigenen Kompositionen mit den Interpretationen der Originale durch Asli Kilic zu konfrontieren.
Albrechts Stücke greifen Elemente aus Skrjabins Werken auf, darunter den Aufbau von Spannungsbögen, die Vorliebe für Kontraste zwischen hohen und tiefen Lagen, das Öffnen von Zwischenräumen oder das Spiel mit Pausen und Schwebezuständen. Hier strahlen der Pianist Daniel Prandl, Albrecht selbst mit Klarinetten und Electronics, die Kontrabassistin Katharina Gross und der Schlagzeuger Dirk Schilgen einerseits die Lockerheit des Jazz aus, andererseits wirken auch diese sieben Stücke gründlich durchdacht und sehr weitgehend auskomponiert, dass es falsch wäre, die Genres gegeneinander auszuspielen. Im Gegenteil: Sie ergänzen sich prächtig.
Diese Art, sich mit Werken der europäischen Kunstmusik auseinanderzusetzen und wesentliche handwerkliche Elemente eines Komponisten im Jazz-Idiom weiterzudenken, entspricht den Grundgedanken des Pianisten Richie Beirach, der zu Beginn des Jahrtausends mit dem Geiger Gregor Hübner und dem Bassisten George Mraz auf „Round About Monteverdi“, „Round About Bartók“ und „Round About Federico Mompou“ ebenfalls behutsam Kompositionen dieser Komponisten weiter entwickelte.
Bei ihm hat Albrecht studiert und sich zweifelsohne inspirieren lassen. Allerdings wirken seine Eigenschöpfungen eigenständiger als die wesentlich näher mit den Themen von Bartók, Mompou und Monteverdi verbundenen Improvisationen auf Beirachs CDs.
Ganz offensichtlich gibt es für Albrecht wie für viele Musiker seiner Generation keinen zwingenden Gegensatz zwischen der komponierten E-Musik und dem konzeptionierten Jazz. Seine Band jedenfalls passt weder ins Lager der reinen Jazzmusiker noch in das der Klassik-Musiker. Albrechts zwischen allen Lagern angesiedelte Musik besitzt gewaltigen Reiz.

Werner Stiefele, 12.09.2015


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