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N° 1353
13. - 22.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Im Rahmen der „Ediciones Singulares“, die von dem in Venedig beheimateten und auf die Trouvaillen der französischen Musikgeschichte spezialisierten Musikzentrum „Palazzetto Bru Zane“ produziert wird, ist nun Antonio Salieris Operncoup „Les Danaïdes“ erschienen. Und so, wie Dirigent Christophe Rousset hier allein Orchester, Solisten und Chor furios und funkenschlagend zu Werke gehen lässt, kann man sich lebhaft ausmalen, warum das Pariser Publikum über die Uraufführung hinaus von diesem Fünfakter begeistert gewesen ist. Dabei wäre für Salieri, der als Komponist heute immer noch mächtig unterschätzt wird, vielleicht alles ganz anders verlaufen, wenn nicht ein damals berühmterer Kollege ein kleines, aber entscheidendes Geheimnis gelüftet hätte. Denn es war kein geringerer als Christoph Willibald Gluck, der zunächst als Autor des am 26. April 1784 an der Pariser Oper erstmals gespielten Werks geführt wurde. Gluck hatte man zwar beauftragt, aus dem mehr als nur blutrünstigen, griechischen Mythenstoff um ein sich nicht leidendes Brüderpaar eine Oper zu schreiben. Doch erst nach dem Riesenerfolg der Uraufführung ging Gluck an die Öffentlichkeit und teilte zur Überraschung aller mit, dass „Les Danaïdes“ von seinem guten Freund Salieri stamme.
Dass Salieri ein Musiktheatermann aus echtem Schrot und Korn gewesen ist, der wusste, wie man an der Drama-Schraube auch mit großartig inszenierten Chorszenen drehen kann, hat er in „Les Danaïdes“ dankenswerterweise ausreichend dokumentiert. Und was in der Totalen begeistert und fesselt (Chordirigent Olivier Schneebeli kann man erneut zu seiner Arbeit mit Les Chantres du Centre de musique baroque de Versailles beglückwünschen), gelingt auch im Kleinen, Intimen. So sorgen nicht zuletzt Judith van Wanroij als Hypermnestre und Philippe Talbot als Lycée als ständig bedrohtes Liebespaar für mitreißende Momente voller Leiden und Leidenschaft, Verzweiflung und Hoffnung. Es gibt also ausreichend Gründe, sich dieses editorisch exzellent aufgemachte CD-Buch in die Bibliothek zu stellen – und es immer wieder neu hervorzuholen.

Guido Fischer, 05.09.2015


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