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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Domenico Scarlatti

Klaviersonaten

Claire Huangci

Berlin Classics/Edel 0300603BC
(131 Min., 7/2014) 2 CDs

Die 555 Klaviersonaten Domenico Scarlattis können für ausgeschlafene Pianisten nicht nur manuelle Herausforderung und Heidenspaß zugleich sein. Wer aus dem Riesenpaket mehr als Highlights präsentieren will, der kann gleichermaßen spannende Programmideen entwickeln. So hat sich etwa Cembalist Skip Sempe einmal mit dem Pianisten John Tilbury für einen Dialog zwischen dem Italiener und dem Minimalisten Morton Feldman zusammengetan. Einen ähnlichen Brückenschlag zwischen Spätbarock und amerikanischer Moderne (Cage) konzipierte jüngst ebenfalls David Greilsammer. Auf solche musikalischen Kontraste hat nun Pianistin Claire Huangci bei ihrem Scarlatti-Doppelalbum zwar verzichtet. Trotzdem ist sie mit 39 eingespielten Sonaten durchaus einen Sonderweg gegangen, um den Einfluss des Bach-Zeitgenossen auch auf die Früh- und Hochklassik zu unterstreichen. Für die zweite CD des Doppelalbums hat Huangci etwa Sonaten auf harmonische Beziehungen abgeklopft und zu drei- bzw. viersätzigen Sonatengebilden zusammengestellt. Und tatsächlich gewähren einige einen überraschend neuen Blick auf die zukunftsweisende Klangsprache Scarlattis. Die E-Dur-Sonate, die sich aus den Originalen K. 206, K. 322 und K. 135 zusammensetzt, besitzt jetzt die unverstellte Anmut und Tiefe eines Joseph Haydn. Die F-Dur-Sonate (aus K. 518, K. 213 und K. 6 kompiliert) lässt hingegen angesichts ihrer Empfindsamkeit und dann wieder spieltechnischen Sportlichkeit an Carl Philipp Emanuel Bach denken. Hier wie überhaupt auf dem ganzen Scarlatti-Parcours bewegt sich Claire Huangci mit ansteckendem Elan, mit dem Gespür fürs Feine und Leidenschaftliche. Dass dabei die von ihr zu vielsätzigen Suiten kompilierten Sonaten auf CD 1 nicht auch jenen Aha-Effekt besitzen wie die Sonaten-Konstruktionen, schmälert daher keinesfalls das sinnliche und intellektuelle Vergnügen dieses Scarlatti-Experiments.

Guido Fischer, 18.07.2015


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