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N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



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Creation

Keith Jarrett

ECM/Universal 4721225
(73 Min., 4 - 7/2014)

Wenn Keith Jarrett eine Solo-CD veröffentlicht, dokumentiert sie meist einen Konzertabend. Diesmal nicht. „Creation“ ist eine Zusammenstellung aus neun Improvisationen, die 2014 bei vier Konzerten in Tokyo, Toronto, Paris und Rom aufgezeichnet wurden. Dadurch konnte Jarrett eine neue, auf die Wiedergabe im Wohnzimmer abgestimmte Dramaturgie entwickeln, die zudem frei von Phasen der Unentschiedenheit und Neuorientierung ist, die manche seiner ungeschönten Live-Mitschnitte enthalten. Ausgewogen und besinnlich, eher gedankenversunken als explosiv wirkt die Compilation – sei es, weil Jarrett die eher meditativen Passagen aus den Konzerten ausgewählt hat oder weil die Konzerte insgesamt kaum extrovertierte Momente enthielten. Dies wird sich erst dann zeigen, wenn sich der Pianist und das Label entschließen, die jeweils vollständigen Mitschnitte nachzureichen.
Bei der getroffenen Auswahl liegt jeder Improvisation ein besonderes Generalthema zu Grunde: Mal faszinieren ihn eher harmonische Wendungen, mal entwickelt er aus einem faszinierenden Motiv viele Variationen, mal schwelgt er in Ornamenten, mal kostet er die Kontraste zwischen den tiefen und hohen Lagen genüsslich aus. Er nähert sich hymnischen, fast sakralen Momenten, er fällt ins Bedächtige zurück, er nimmt eine Rhythmusfigur zum Anlass einer Improvisation oder auch eine Melodie. Wellenbewegungen entstehen so – oder auch Tontürme, Treppen oder sanft schwingende Flächen. Gleichgültig, von welchem Ansatz Jarrett ausgeht, zeichnet alle neun „Parts“ eine meditative, hoch konzentrierte, auf Nebensächliches verzichtende Grundhaltung aus. Da der Spannungsbogen eines improvisierten Konzerts wegfällt, bietet die Scheibe eine wohl abgestimmte Sammlung von einzelnen Stücken, die jeweils in sich selbst geschlossen sind und damit ein modifiziertes Jarrett-Gefühl.

Werner Stiefele, 09.05.2015



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