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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Zeitgeistmaschine

Johannes Enders

Laika/Rough Trade 35103152
(58 Min., 10/2012)

Der 47-jährige Tenorsaxofonist Johannes Enders kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Ausgebildet in München und New York zur Zeit der Post-Coltrane-Ära und der Blüte des Jazzrocks wurde er zu einem gefeierten Electrojazz-Revolutionär, der gleichzeitig immer wieder auch im akustischen Bereich nachhaltige Akzente setzte. Denn stets blieb er einem unaufgeregten Spielideal logischer Progression treu, und die Richtung, welche diese nahm war schon auch mal von hintergründigem Humor bestimmt. Jetzt hat er ein saxofonistisches Herzensprojekt verwirklicht, das in die Epoche seiner Anfänge, die Zeit der legendären Saxofonquartette, zurückweist. Für sein Quartett-Projekt verpflichtete er am Tenor- und alterierend auch am Altsaxofon seinen alten Duopartner Lutz Häffner; für die reine Altposition konnte er den New Yorker Vincent Herrin gewinnen, der ein grandioses schwarzes Altsaxofon aus dem Geiste Charlie Parkers bläst. Das Baritonsaxofon besetzte Enders mit Herwig Gradischnig, dem er gleichzeitig die Rolle eines Basses in einer Rhythmusgruppe zuschrieb, denn dieses Quartett erfuhr mit dem Schlagzeuger Sebastian Merk eine besondere Erweiterung (die andere Erweiterung in der Besetzungsangabe mit einem Saxofonisten „Glenn Müller“ darf wohl als sprachspielerischer Mummenschanz bzw. als eine Phantomspur zu den Tuttiklängen gesehen werden).
Zwölf kurze und äußerst abwechslungsreiche, klar konturierte Stücke, allesamt aus Enders Feder, hat dieses Ensemble auf „Zeitgeistmaschine“ eingespielt. Das hat nichts Nostalgisches, klingt vielmehr frisch und manchmal auch leicht abgedreht. Aus satten Tutti erheben sich virtuose Soli, in Reihung und dann wieder in komplexer Verschränkung. Die Rhythmik erinnert mitunter an die elektrorevolutionäre Zeit mit manch verquerem Schlagzeug-Beat der Sorte noisy Touch. Genau kalkuliert trägt der Ansatz genau so lange wie die Spielzeit währt und bleibt so bis zuletzt vergnüglich.

Thomas Fitterling, 21.02.2015


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