harmonia mundi HMC 905271
(71 Min., 9 & 12/2013)
Von den immerhin rund 30 Duo-Sonaten, die Paul Hindemith für Klavier und verschiedenste Soloinstrumente geschrieben hat, entstand nicht nur ein Großteil ab 1936. Sein kaum zu stillendes Interesse auch an Blasinstrumenten dokumentieren gleich zehn Sonaten, mit denen Hindemith den Bogen vom Fagott über die Trompete bis zum Althorn und sogar zur Basstuba schlug. Drei dieser Duo-Sonaten – für eben Althorn, Posaune bzw. Trompete – hat nun Pianist Alexander Melnikov als treibende Kraft dieser Einspielung mit Hindemiths Cello-Sonate (1948) sowie mit der 1935 komponierten Violinsonate in E kombiniert.
Alle Werke spiegeln aber nicht nur Hindemiths auch archaischen Tonfall wider, mit dem er sich 1934 im Zuge seiner „Matthis der Mahler“-Sinfonie vom gebrauchsmusikalischen Idiom abgewendet hatte. Gerade die zweisätzige, jetzt von Isabelle Faust mit bewundernswerter Würde und zugleich beklemmender Eindringlichkeit gespielte Violinsonate ist Zeugnis für Hindemiths langsame Abkehr von seiner Heimat und hin zu einem Exilantendasein, schließlich hatte die erfolgreiche Uraufführung in Berlin für Hindemith ein komplettes Aufführungsverbot zur Folge. Nun wäre es sicherlich übertrieben, alle nachfolgenden Sonaten und eben auch die vier eingespielten Duo-Sonaten im Zusammenhang mit den politischen Umständen zu sehen. Trotzdem sind etwa die sich stolz und kräftig inszenierende Trompetensonate oder das „Allegretto grazioso“ der Posaunensonate voller Widerhaken, Kanten und ins Halbdunkel getauchte Farbprismen. Obwohl man gebannt so zuhört, wie sich der Zahn der Zeit in diesen Werken zumindest leicht verbissen zu haben scheint, so nähern sich die von Melnikov ausgewählten Solisten Teunis van der Zwart (Althorn), Alexander Rudin (Violoncello), Gérard Costes (Posaune), Jeroen Berwaerts (Trompete) und eben Isabelle Faust den Werken mit einer Konturenschärfe und einem antiromantischen Gestus, der einen gleichermaßen packt.
Guido Fischer, 24.01.2015
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