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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Das Ensemble Alamire präsentiert den Ursprung seines Namens: Er leitet sich ab von Petrus Alamire, der wohl eine der schillerndsten Figuren der Renaissance war. Geboren um 1470 vermutlich in Nürnberg als Peter Imhof (oder so ähnlich), machte er Karriere an verschiedenen europäischen Höfen als Kaufmann, Diplomat und auch als Spion – der Titel des „Bergbauingenieurs“, den er wohl am dänischen Hof trug, könnte zur Verschleierung seiner Spionagetätigkeit gedient haben, denn wo er die Qualifikation eines Minen-Sachverständigen erworben haben könnte, ist nicht bekannt. Sein selbstgewähltes Pseudonym „Alamire“ dagegen leitet sich vom Ton „a“ und drei Solmisationssilben (La-Mi-Re) ab.
Das Manuskript „Royal MS 8.g.vii.“, aus dem die Musik dieser Aufnahme stammt, wurde im Skriptorium des Petrus Alamire kalligrafiert. Es enthält geistliche Werke berühmter Meister der früheren Renaissance, darunter Pierre de la Rue und Josquin Desprez, ferner viele anonyme Werke – man vermutet, dass sich unter letzteren auch Stücke aus der Feder Alamires befinden könnten.
Soweit die Geschichte der Handschrift. Ihre Musik wird auf den beiden CDs dieser Doppelbox in vieler Hinsicht vorbildlich zum Erklingen gebracht: Absolut intonationsrein, ausgewogen im Klangbild und in der Balance der Stimmlagen – echte Profis sind am Werk, die Liste der 15 Ensemblesänger enthält sehr bekannte Namen. Und dennoch: Der Funken will nicht so recht überspringen. Als kundiger Hörer verfolgen wir das Auftreten vieler bekannter Cantus firmi und die kunstvolle Verflechtung der sie umrankenden imitatorischen Stimmverläufe und werden doch nach einiger Zeit müde unter dem Eindruck der mit immer gleicher Ruhe sich dahinwälzenden motettischen Sätze: Eine ganz neue Negativ-Erfahrung für den ansonsten Renaissance-begeisterten Rezensenten. Ob es vor allem an der Ausführung oder auch an einer gewissen Gleichförmigkeit des Repertoires liegt, lässt sich nicht mit Gewissheit bestimmen. Aber sicher ist: Diese zwei CDs hört man nicht so leicht bis zum Ende.

Michael Wersin, 08.11.2014


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