Naxos 8.554719
(55 Min., 5/1999) 1 CD
Bis zu seinem Tod war Edward Elgar 1934 mit den Plänen zu seiner Dritten Sinfonie beschäftigt. Vollenden sollte er sie nicht mehr. Getreu Elgars Wunsch, dass nach seinem Ableben niemand mit der Sinfonie “herumpfuschen” sollte, blieben die Skizzen unveröffentlicht; oft hieß es auch, Elgars letzte Gedanken seien qualitativ unterhalb seines Standards.
Dass dies nicht stimmt, hat der englische Komponist Anthony Payne bewiesen. Im Auftrag der Erben Elgars übernahm er die schwierige Aufgabe, aus den hinterlassenen Skizzen und Aufzeichnungen eine Aufführungsversion der Dritten Sinfonie herzustellen. Er musste nicht nur instrumentieren, sondern einzelne Passagen völlig neu hinzukomponieren, um den Zusammenhalt zu gewährleisten.
Das Ergebnis überzeugt rundum; Elgars Musik zeigt ihn nicht nur auf der Höhe seiner Meisterschaft, sondern auch auf neuen Wegen; das Anfangsthema des Kopfsatzes ist klanglich weit herber, harmonisch fortschrittlicher als das meiste, was der Komponist in früheren Jahren schuf. Zudem vollbringt Payne das Kunststück, sich derart in die Sprache Elgars einzufühlen, dass kein Bruch spürbar wird. Erst im leisen Schluss des Finales, den Elgar gewiss anders gestaltet hätte, präsentiert Payne seine persönliche Visitenkarte.
1998 erklang die Sinfonie zum ersten Mal, und es gelang dem von Elgar und Payne “gemeinsam” komponierten Werk rasch, sich durchzusetzen: Dies ist bereits die zweite CD-Einspielung, und Paul Daniel braucht sich weder interpretatorisch noch technisch hinter Andrew Davis und dem BBC-Sinfonieorchester (NMC/Helikon) zu verstecken. Im Gegenteil: Vieles gerät bei Daniel noch detailschärfer und enthusiastisch zupackender.
Thomas Schulz, 06.04.2000
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