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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Eric Satie, Claude Debussy, Maurice Ravel

Suzanne Danco 2

Suzanne Danco, Camille Maurane, Désiré-Émile Inghelbrecht, Darius Milhaud, Charles Munch

INA/harmonia mundi IMV059
(79 Min., 1950 - 1954)

Ein durch und durch großartiges Porträt der belgischen Sopranistin Suzanne Danco (1911 - 2000), die um die Mitte des 20. Jahrhunderts zu den bevorzugten Interpretinnen besonders im französischsprachigen Raum zählte. Ein Ausschnitt aus einer „Pelléas et Mélisande“-Aufführung im Pariser Théâtre des Champs-Élysées von 1952 steht im Zentrum der CD: Die Aufführung wurde vom RAI mitgeschnitten, fand aber aufgrund einer Intrige offenbar vor leerem Saal (!) statt. Der interpretatorischen Strahlkraft tut dies keinen Abbruch: Unter Leitung des Debussy-Spezialisten Désiré-Émile Inghelbrecht liefert Danco an der Seite des damaligen Traum-Pelléas Camille Maurane ein fesselndes Porträt der rätselhaften Mélisande.
Aus heutiger Sicht ist schwer begreiflich, dass man Dancos Stimme seinerzeit offenbar als besonders neutral und objektiv betrachtete: Eric Satie nahm aus diesem Grunde gern die Empfehlung seines Freundes Francis Poulenc entgegen, sein Drame symphonique „Socrate“ mit der Belgierin zu besetzen, denn er suchte eine Stimme mit ebendiesen Eigenschaften. Heute empfinden wir Dancos Gesang, der ja keineswegs vibratofrei und überhaupt nicht leidenschaftslos ist, als sehr warm und durchaus individuell timbriert; vor dem Hintergrund der damals üblichen opernhaften Ausdrucksintensität auf Basis von Portamenti, sattem Vibrato und anderen Manierismen wurde Dancos Gesang wohl als vergleichsweise nüchtern erlebt.
Das Programm schließt mit Ravels Orchesterlied-Zyklus „Shéhérazade“, einem faszinierenden Dokument der Fernost-Sehnsucht jener u.a. von den Pariser Weltausstellungen geprägten Fin-de-Siècle-Zeit. Dancos Darbietung unter Leitung von Charles Munch (live in Aix-en-Provence 1950) darf durchaus als Alternative zu Janet Bakers vielgerühmter Version gelten: Dancos Timbre ist metallischer, ihr Ton ist schlanker als derjenige Bakers, und die Stimme wurde von der Aufnahmetechnik etwas weniger direkt abgenommen. Auch hier begeistert dennoch die Unmittelbarkeit des Vortrags, die zupackende Expressivität des Gesangs: Zweifellos gehörte die Danco zu den ganz großen Sängerinnen des 20. Jahrhunderts.

Michael Wersin, 13.09.2014


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