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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Beat

Tingvall Trio

Skip Records/Soulfood SKP 9137
(55 Min., 2/2014)

Oft ist es das Kleine, das eine große Wirkung erzielt. Martin Tingvall jedenfalls versteht sich darauf, klare, einfache Melodien zu schreiben und diese mit dem Kontrabassisten Omar Rodriguez Calvo und dem Schlagzeuger Jürgen Spiegel so raffiniert zu inszenieren, dass daraus faszinierende Stücke werden, die vom ersten bis zum letzten Ton die Spannung halten. Wer erwartet, ein „Beat“ genanntes Album enthalte Stücke mit harten Rhythmen, sieht sich getäuscht. So schwingt „Den Gamla Eken“, eine Huldigung an eine alte Eiche, sanft um den dicken Stamm des Themas. Hier und in den anderen elf Stücken finden die drei eine wunderbare Synthese aus leisen, introvertierten Passagen und kraftvollen Ausbrüchen, zu denen sie sich als logische Konsequenz aus einer elegant begleiteten Solopassage zusammenfinden. Minimalistische Ostinati und opulente Klangorgien lösen sich ab, organisch vom einen ins andere und zurück entwickelt. In diesem Trio musizieren drei gleich berechtigte, jeweils für Vorder- und Hintergrund zuständige Solisten – und nicht ein Leader mit Begleitern.
Seien es die Geister, die in der Spukgeschichte „Spöksteg“ umhertrippeln und ihren Schabernack treiben, sei es ein wolkenverliebter Cowboy, der seine Herde vergessen hat oder das fast sakrale „Heligt“, dessen andächtige Stimmung aus der Wucht der Klavierakkorde und der tiefen Töne des gestrichenen Kontrabasses sowie der zurückhaltenden Percussion entsteht: Die Stücke scheinen Geschichten zu erzählen, so plastisch sind sie ausgeformt. Durch das offene Konzept, das stellenweise wie eine Fortentwicklung der Trance-Improvisationen der Bands von Miles Davis in den frühen 1970ern wirkt, entsteht eine magische Sogwirkung, die auch den Wechsel der Titel überdauert. All dies hat Stefano Amerio im Arte Suono Studio in Udine eingespielt – dort, wo auch häufiger Manfred Eicher mit Künstlern seines Labels ECM aufnimmt. Die Mischung allerdings wirkt weiter, in den Höhen offener und insgesamt effektvoller und impulsstärker. Das entspricht Martin Tingvalls Kompositionen, denn auch sie haben Saft und Kraft.

Werner Stiefele, 09.08.2014


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