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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Senses

Omar Sosa

Skip/Soulfood SKP 9121
(65 Min., 2/2012)

In Konzerten haben Pianisten oft Pech, weil ihnen kein hochwertiges Instrument zur Verfügung steht. Umso glücklicher fühlte sich Omar Sosa, als ihm im Februar 2012 während eines Arbeitsaufenthalts am „Experimental Media and Performing Arts Center“ im amerikanischen Troy ein exzellenter Konzertflügel zur Verfügung stand. Wer nun experimentelles Neuland erwartet, täuscht sich: Der in Barcelona und auf Menorca lebende Kubaner nutzte die Gunst des Monats für sechzehn Meditationen, die so melancholisch ausfielen, dass seine Frau die Sammlung als „traurig“ einstufte. Diese Einstufung scheint übertrieben.
Wohl aber meidet Sosa alles, was landläufig mit kubanischer Musik in Verbindung gebracht wird: harte, perkussive Rhythmen, Tanzlaune, Fröhlichkeit. Eher vermitteln sie das Gefühl stillen Glücks und einer vorsichtigen, tastenden Seligkeit. Der voluminöse, warme Klang des Instruments unterstreicht den nachdenklichen Charakter der Stücke, zumal Sosa eher langsame Tempi bevorzugt und den Tönen Zeit zum Ein- und Ausklingen lässt. Unerwartete Harmoniewechsel und ein permanentes Spannungsverhältnis zwischen langsamen, ebenmäßigen Bewegungen in den dunklen Lagen einerseits und raschen Läufen, die Sosa zwischen ähnlich zurückhaltende Bewegungen der rechten flicht, wirken wie in Töne gefasste Gedankenketten. Hier muss keiner demonstrieren, wie virtuos er Klavier spielen kann. Er macht es einfach, und das ist durch die zögernde Zurückhaltung wunderbar.

Werner Stiefele, 12.04.2014


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