home

N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Responsive image mb-5
Gabriel Fauré

Kammermusik Vol. 5 (Werke für Violine und Klavier)

Éric Le Sage, Daishin Kashimoto

Alpha/Note 1 ALP604
(68 Min., 1/2012)

Gabriel Fauré, das französische Wunder zum Fin de siècle hin: Seine erste Violinsonate, uraufgeführt Anfang 1877 in Paris, ruft mit ihrer zauberhaft eleganten Melodik über duftiger, oft in Kaskaden perlender oder in brillantem Laufwerk dahineilender Klavierbegleitung beinahe synästhetische Empfindungen im Hörer wach. Man sieht die üppig-keuschen Gemäldewelten der Präraffaeliten vor sich und meint zugleich, die süßesten Verführungen der Pariser Konditoren auf der Zunge zu schmecken.
Freilich ist dieses Wunder für die Interpreten alles andere als locker herbeizuzaubern: Vor allem der Pianist muss sich für das filigrane Passagenwerk wirklich warm anziehen, und selbst ein Ausbund an Lockerheit wie Éric Le Sage gerät hin und wieder an Grenzen, wenn sich im dritten Satz auch noch Repetitionen in die Läufe mischen. Daishin Kashimoto zieht mit schlankem, hellem, vibratoarmem Geigenton seine Bahnen durch Faurés dankbare Kantilenen. Von ihm würde man sich hier und da indes etwas mehr Emotionen wünschen, denn Faurés Musik, so schön sie ist, ist doch alles andere als harmlos: Werden in der frühen Sonate zumindest beim ersten Hören nur hier und da Ecken und Kanten hörbar, so macht das vierzig Jahre später entstandene Schwesterwerk vollends offenbar, welche Verheißungen schon im jungen Fauré geschlummert haben. Die 1916 entstandene zweite Violinsonate ist mit ihrer komplexen Harmonik und Rhythmik der unumstößliche Beweis dafür, dass Faurés kompositorische Entwicklung keineswegs zum Stillstand gekommen ist.
Angesichts der Vielschichtigkeit der Musik mag der Rezensent nicht bescheinigen, dass die Interpretation Kashimotos den Werken wirklich zu 100 Prozent gerecht wird: Das, was an Tondokumenten etwa aus dem Umkreis des Fauré-Zeitgenossen Eugène Ysaÿe überliefert ist, lässt auf ein tendenziell satteres zeitgenössisches Violinspiel mit mehr Tiefendimension schließen.

Michael Wersin, 08.03.2014


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


Abo

Top