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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Callithump

Uri Caine

Winter & Winter/Edel 1002102WIN
(54 Min., 12/2012)

Wer eine Soloplatte einspielt, offenbart sich. Wen wundert’s: Bei Uri Caine tritt eine enorm vielschichtige Persönlichkeit zu Tage. Immerhin hat der Brooklyner schon das weite Feld zwischen Gustav Mahler, George Gershwin, Thelonious Monk und Sampling-Techniken bearbeitet und sich als Grenzgänger zur „Klassik“ einen guten Namen gemacht. Entsprechend vielseitig fällt auch sein Soloprojekt „Callithump” aus – das Wort bezeichnet eine laute, aufrührerische Parade mit Blechbläsern und anderem dissonantem Lärm.
Nein, natürlich lärmt Caine nicht. Wohl aber bringt er in diesem im New Yorker Avatar-Studio mit großartigem Klang auf Zweikanal-Analogband aufgenommenem Selbstporträt zusammen, was fast niemand sonst auf einer Platte vereinen könnte: im Titelstück und Opener rasante, perlende Tonkaskaden, so dicht und schnell, dass man sich kaum vorstellen kann, wie flink und präzis sich die Finger beim Spielen bewegen – und in der Schlussnummer “Dotted Eyes” sparsam ausgestaltete Tonbewegungen, wie sie sich auch in “Sepharad”, dem zweiten Stück der Platte, und dem “Raindrop Prelude” finden. Mit “Greasy” und “Everything Is Bullshit” huldigt er andererseits dem Stride-Pianisten Fats Waller – zwischendurch aufgerissene Referenzen an den grandiosen Virtuosen der 1930er. Er träumt in der Ballade von “The Magic Of Her Nearness”, das “Chanson De Johnson” wird zum furiosen Tonschwall und “Perving Berlin” wirkt wie ein Bindeglied von Stride-Piano und Thelonious Monks kantigem Spiel. Fällt das Album ob seiner Vielschichtigkeit auseinander? Auf keinen Fall, denn Caine lässt sich von all den Stilen nur inspirieren, greift wesentliche Elemente heraus, begibt sich aber nie mit Haut und Haaren in deren Stammgefilde. Im Gegenteil: Er formt sie um, damit er etwas Eigenes, Persönliches, in der Tradition Fundiertes entstehen lassen kann. Für Freunde des Analogen gibt es dieses Solo-Meisterwerk auch in einer auf 500 Exemplare limitierten, numerierten LP-Ausgabe.

Werner Stiefele, 22.02.2014


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