Decca 661 312-2
(60 Min., 10/1998) 1 CD
Mozart hat nicht klein angefangen - nicht wirklich jedenfalls, höchstens für seine Verhältnisse. Allerdings scheint seine kompositorische Begabung deutlich hinter den interpretatorischen Fertigkeiten hinterher gehinkt zu sein, denn die ersten vier Klavierkonzerte, entstanden 1767, sind allesamt Pasticcios aus Klaviersonaten-Sätzen deutscher Komponisten, die Mozart kurz zuvor in Paris kennen gelernt hatte. Außerdem weisen die Autographe der vier Erstlinge überwiegend des Vaters Handschrift auf. Angeregt durch die Vorbilder eines Schobert oder Eckard, schufen die beiden also effektvolle Virtuosenstücke für den Elfjährigen, mit den dieser manuelle und - im Blick auf Kadenzen und Auszierungen - wohl auch improvisatorische Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte.
Auf Grund der Quellenlage muss angenommen werden, dass diese vier Konzerte nicht auf einem Hammerflügel, sondern auf dem Cembalo musiziert wurden - ein Faktum, dem Robert Levin bei seiner Aufnahme mit der Academy of Ancient Music unter Christopher Hogwood Rechnung trägt. Ein weiter Weg ist es vom Salzburger Mozartklang eines Geza Anda, der diese Stücke, auf dem modernen Flügel gespielt, einfach in seine Gesamtaufnahme integrierte, bis zu diesem Erscheinungsbild. Mancher Steinway- oder Bösendorfer-Fan, der mit Mühe den Klang des Hammerklaviers akzeptieren gelernt hat, wird sich mit dieser CD schwer tun, denn der spitze Cembaloklang mit seinem relativ hohen Geräuschanteil erfordert beim Zuhören eine wesentlich größere Konzentration auf die musikalischen Verläufe als ein moderner Flügel oder auch ein Hammerflügel.
Wenn auch diese Einspielungen dem Hörer nicht gerade mit offenen Armen entgegenkommen, so muss dem Solisten Robert Levin jedoch ein großes Lob ausgesprochen werden: Die Geschmeidigkeit und Eleganz seines Spiels sind faszinierend, und seine improvisatorischen Fähigkeiten, die er vor allem in den Kadenzen unter Beweis stellt, erfreuen und erstaunen den Hörer immer wieder. Der ergebnisoffene Charakter der Aufnahmesitzungen, wie Levin ihn im Beiheft beschreibt, führte zu einem ganz freien, lebendigen Musizieren, das den Stücken insgesamt sehr zu Gute kommt.
, 15.03.2001
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