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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Shadow Man

Tim Berne’s Snakeoil

ECM/Universal 3747708
(77 Min., 1/2013)

Plattenläden listen Tim Berne unter „Jazz“. Das ist nur bedingt richtig, obwohl die Besetzung seiner Bands meist der von Jazzensembles entspricht. Für „Snakeoil“ hat der Altsaxofonist Berne den Klarinettisten und Bassklarinettisten Oscar Noriega sowie Matt Mitchell an Piano, Tack und Wurlitzer Pianos und den Schlagzeuger, Vibrafonisten und Percussionisten Ches Smith neben sich. Der Gestus der Musik hat allerdings wenig mit dem des Jazz gemeinsam – definiere man Jazz nun als swingende oder als improvisierte Musik. Berners Texturen sind dicht, und sie sind so weit komponiert, dass improvisierte Passagen stets in einem ausgearbeiteten Kontext stehen und sich eng auf diesen beziehen. Und dann tun sich plötzlich – besonders drastisch in „OC/DC“ Lücken für ein Solo in härtester Free-Tradition auf. Doch auch diese Eruption währt nicht lange und mündet organisch in einer in ihren Bestandteilen trefflich skizzierten Passage.
Insgesamt betrachtet lassen die vier Amerikaner in den sechs Stücken die klassische Chorusstruktur ebenso hinter sich wie die Melodie- und Soloorientierung. Sie spielen Kompositionen, die Nervosität, Energie und Sprünge des Free Jazz in feste Formen gefasst haben. In ihrer Musik begegnen sich Konzepte und Klangstrukturen der Neuen Musik und des Jazz, wobei daraus nicht etwa ein „Third Stream“ wird, in dem sich Elemente verbinden. Berne geht weiter und schafft eine eigenständige Tonsprache, die aus vielen Quellen schöpft. Wer nach bedeutenden Komponisten des 21. Jahrhunderts sucht, kommt deshalb um die kammermusikalischen Werke von Tim Berne nicht herum.

Werner Stiefele, 09.11.2013


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