Ricercar/Note 1 RIC 335
(64 Min., 10/2011)
Die Kunst des Diminuierens gehört zu den faszinierendsten Improvisationstechniken des 16. Jahrhunderts: Einzelne Stimmen einer bestehenden Komposition werden stark ausgeziert, mit kleineren Notenwerten (daher „Diminution“) wird die präexistente Stimme virtuos umspielt. Der blinde spanische Komponist Antonio de Cabezón (1510-1566) hat einige solcher Diminutionen niedergeschrieben; sie wurden von ihm für Tasten- oder Saiteninstrumente geschaffen. Weil bei der Ausführung auf einem solchen Instrument aber häufig nicht der komplette Satz gespielt werden kann und weil die Tabulatur-Notation, in der diese Werke verschriftlicht wurden, nachweislich seinerzeit auch von Blasinstrumentalisten gelesen werden konnten, fühlte sich Denis Raisin Dadre ermutigt, diese Musik auf ein kleines Ensemble historischer Instrumente zu übertragen.
Hilfreich ist, dass er die unverzierten Originalversionen der von Cabezón bearbeiteten Stücke, die von anderen Komponisten stammen, den Diminutionen gegenüberstellt. Dadurch kommt der Hörer einerseits in den Genuss der faszinierenden Bearbeitungen, deren Virtuosität niemals aufdringlich wirkt, sondern im Gegenteil eher Ruhe vermittelt; andererseits wird der Vergleich mit der (zumeist gesungenen) Grundlage direkt ermöglicht. Ein Hochgenuss mit ausgesprochen informativen „Nebenwirkungen“.
Michael Wersin, 20.07.2013
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